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Teil I: Grundbegriffe. Die Glaubenslehre.

1. Von Gott.

Für alles, was es auf der Welt gibt, ja für die Erde selbst, den Mond und die Sterne, muß es einen Urheber geben. Alle Dinge auf dieser Erde sind ja nicht von selbst entstanden. Ein Haus, ein Flugzeug, eine Schreibmaschine oder eine Uhr kann auch nicht von selbst entstehen. Es muß jemand da sein, der diese Dinge nach einem Plan und nach bestimmten Regeln gebaut hat. Menschen haben sie gebaut. Die Rohstoffe aber dazu, wie Metall und Holz, haben sie vorgefunden.

Wenn wir die Natur betrachten, die Pflanzen, die Tiere, die Felsen und die Sterne, alles was nicht von Menschen Hand stammt, sehen wir, daß es jemanden geben muß, der das alles geschaffen hat. Wir nennen ihn Gott.

Wir haben in uns auch ein Gewissen, das uns sagt, was gut und was böse ist. Das Gewissen ist die Stimme Gottes in uns.

2. Das Wesen und die Eigenschaften Gottes.

Gott kann man nicht sehen. Es gibt auch vieles andere, was man nicht sehen kann. So zum Beispiel die Luft, den elektrischen Strom und die Radiowellen. Aber wir sehen» daß die Glühbirne Licht gibt; wir können erkennen, daß der unsichtbare Strom das angeschlossene Bügeleisen erhitzt oder im Kühlschrank das Innere auf eine niedrigere Temperatur bringt. Unser Radio spielt, obwohl wir die Rundfunkwellen nicht sehen.

Auch Gott, den wir nicht sehen, erkennen wir an seinen Werken.

Frage: Wenn wir Gott nicht sehen, wie können wir über Ihn etwas wissen?

Antwort: Wir wissen manches über Gott, weil Er uns vieles über sich selbst mitgeteilt hat.

3. Die Offenbarung.

Frage: Wie heißt das, was Gott uns über sich mitgeteilt hat?

Antwort: Die göttliche Offenbarung.

Frage: Wie hat sich Gott den Menschen offenbart?

Antwort: Er selbst hat mit auserwählten Menschen, den Patriarchen und den Propheten gesprochen, wie wir es aus der biblischen Geschichte bereits gelernt haben. Zuletzt hat Er uns alles Nötige durch seinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, wissen lassen.

Frage: Nenne uns einige Patriarchen.

Antwort: Noah, Abraham, Isaak, und Jakob.

Frage: Nenne die größten Propheten.

Antwort: Moses, David, Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel, Elias und Jonas.

4. Was Gott über sich selbst mitgeteilt hat.

Frage: Was hat Gott von sich selbst mitgeteilt?

Antwort: Gott ist ein Geist, also unkörperlich und unsichtbar. Er ist allgegenwärtig, das heißt, Er ist überall außer in dem, was Sünde ist. (Ein Vergleich: die Luft, die überall auf der Erde ist und die man doch nicht sieht.)


Gott ist allmächtig; Er kann alles, was Er will.


Gott ist allweise; das heißt, Er macht alles richtig und auf die bestmögliche Weise.


Gott ist allwissend; Er weiß also alles, auch das, was die Menschen denken. Es gibt kein Geheimnis für Ihn.


Gott ist gerecht; Er tut keinem Unrecht und sieht nicht darauf, ob der Mensch reich oder arm» bekannt oder unbekannt, schön oder häßlich ist, oder ob er eine weiße, eine gelbe oder eine schwarze Haut hat. Er belohnt das Gute und bestraft das Böse. Er belohnt nicht immer gleich, damit der Mensch sich nicht einbildet, daß er Ansprüche an Gott stellen kann. Auch bestraft Er das Böse nicht immer gleich, um dem Menschen Zeit zu geben, das Getane zu bereuen, womöglich wiedergutzumachen und sich zu bessern.


Gott ist allgütig; das heißt, daß Er jedes Geschöpf liebhat und jedem Menschen dazu verhelfen will, nach seinem Tode das große Glück im himmlischen Paradiese zu genießen. Er möchte aber auch, daß der Mensch schon auf Erden seine Freude hat. Freilich läßt Er oft das Leid zu, aber dafür hat Er immer einen Grund. Entweder hat sich der Mensch selbst durch Sünden Leid zugezogen und Gott will ihm zeigen, wie böse es einem gehen kann, wenn er sich von Gott entfernt, oder Er will die Menschen prüfen oder sie zu Geduld und Gottvertrauen erziehen, damit sie um so sicherer die himmlische Belohnung empfangen. Er hat auch noch andere Gründe, die wir nicht so leicht einsehen können. Der Mensch würde ja auch das Gute nicht schätzen, wenn er das Böse nicht kennengelernt hätte. Verwöhnte Kinder sind nie zufrieden und haben an nichts Freude.

5. Wie Gott zu uns steht

Gott ist unser Vater. Er hilft uns immer, wenn wir uns an Ihn wenden, und Er beschützt uns vor jedem Übel, wenn wir zu Ihm halten und Ihn täglich aufrichtig (und nicht nur in einem gedankenlos heruntergeleierten Gebet) darum bitten.

6. Von den zwei Quellen der Göttlichen Offenbarung

Es gibt zwei Quellen der Göttlichen Offenbarung: a) Die Heilige Schrift, b) Die Heilige Überlieferung.

Frage: Was nennt man Heilige Schrift oder Bibel?

Antwort: Die Göttlichen Mitteilungen» die sofort oder sehr bald nach ihrer Offenbarung niedergeschrieben worden sind.

Frage: Was nennen wir Heilige Überlieferung oder Tradition?

Antwort: Die Göttlichen Mitteilungen, die von Generation zu Generation überliefert wurden und erst später aufgeschrieben worden sind. Dazu gehören auch Glaubenssätze und Regeln, die von der Kirche festgesetzt worden sind.

7. Die Heilige Schrift

Die Heilige Schrift, die man auch die Bibel nennt, enthält zwei Bücher: a) das Alte Testament, also der alte Bund Gottes mit den Menschen und b) das Neue Testament unseres Herrn Jesu Christi, also der neue Bund Gottes mit den Menschen durch Jesus Christus.

Frage: Was enthält die Heilige Schrift?

Antwort: Das Wort Gottes, weil ihr Inhalt den Menschen, die sie geschrieben haben, von Gott eingegeben worden ist.

Frage: Soll man alles glauben, was in der Bibel steht?

Antwort: Ja. Wer es nicht glaubt, beschuldigt Gott einer Lüge. Allerdings müssen wir uns daran erinnern, daß die Bibel sowohl für die Menschen von heute als auch für die Menschen des Altertums und der Zukunft geschrieben wurde. Sie mußte allen Menschen aller Zeiten verständlich sein.

Frage: Wie heißen die Teile des Alten Testaments?

Antwort: Es sind: Die fünf Bücher Mose; Das Buch Josua; Das Buch der Richter; Das Buch Ruth Die vier Bücher der Könige; Die zwei Bücher der Chronik; Die zwei Bücher Esdras; Das Buch Esther; Das Buch Hiob; Der Psalter; Die Sprüche Salomons; Der Prediger Salomo; Das Hohe Lied; Das Buchdes Propheten Jesaja; Das Buch des Propheten Jeremia; Das Buch des Propheten Hesekiel; Das Buchdes Propheten Daniel; Die zwölf Propheten.

Aus diesen Büchern können wir lernen, wie Gott die Menschheit auf das Kommen seines Sohnes auf Erden vorbereitete.

Frage: Wie heißen die Teile des Neuen Testaments?

Antwort: Es sind: a) Die vier Evangelien nach den Heiligen Aposteln und Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes (Evangelium heißt: Frohe Botschaft); b) Die Apostelgeschichte.

c) Die sieben Rundbriefe: Der Brief des Apostel Jakobus; Zwei Briefe des Apostel Petrus; Drei Briefe des Apostel Johannes; Ein Brief des Apostel Judas Thaddeus; d) 14 Briefe des Apostel Paulus; e) Die Geheime Offenbarung des Apostel Johannes (auch Apokalypse genannt).

8. Die Heilige Überlieferung.

Frage: Was ist die Heilige Überlieferung ?

Antwort: Es ist: a) Die ausdrückliche Lehre der Kirche, die jedoch nicht in der Bibel steht; b) Die verschiedenen Verordnungen der Kirche. Beide stehen im Einklang mit der Heiligen Schrift. Heilige Schrift und Heilige Überlieferung ergänzen einander.

Frage: Was ist älter, die Heilige Schrift oder die Heilige Überlieferung ?

Antwort: Die Heilige Überlieferung. Von Adam bis Moses gab es keine Heilige Schrift. Selbst unser Herr Jesus Christus hat Seine Lehre und Sein Heil nur durch Predigten, durch Sein Beispiel und Seine Göttlichen Taten verbreitet.

Frage: Wie verhält sich die Heilige Schrift zur Heiligen Offenbarung?

Antwort: Die Heilige Schrift ist entstanden, damit die Offenbarung Gottes genau und unverfälscht bewahrt werden konnte.

Frage: Woher wissen wir, daß die Heilige Überlieferung beachtet werden soll?

Antwort: Aus der Heiligen Schrift. Der Apostel Paulus schrieb in seinem zweiten Thessalonicherbrief, Kap.2, Vers 15: "So steht denn fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Überlieferungen, die ihr durch Wort oder Schrift von uns empfangen habt."

 

Teil II: Grundbegriffe. Die Glaubenslehre.

1. Von der Heiligen Dreifaltigkeit

Die Heilige Schrift lehrt uns, daß Gott dreifaltig (oder dreieinig) ist: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

 

Frage: Sind das drei Götter?

Antwort: Nein, sondern es ist ein Gott in drei Personen.

 

Frage: Wie soll man das verstehen?

Antwort: Wir können dieses Geheimnis nicht verstehen und sollen nicht einmal versuchen, es zu begreifen. Wir erfahren es nach dem Tode, wenn wir in den Himmel kommen. Wir können aber mit Hilfe von Vergleichen dem Geheimnis doch ein wenig naher kommen. Die Sonne hat eine Form, die Kreisform, sie ist außerdem Licht und Warme, drei Gestalten also und doch nur eine Sonne. Der Mensch hat einen Körper, eine Seele und einen Geist, also drei Gestalten, aber ein Mensch.

 

Frage: Woher wissen wir von der Dreieinigkeit Gottes?

Antwort: Aus der Heiligen Schrift:

1. Als Christus im Jordan getauft wurde» sah Johannes den Heiligen Geist, der gleichsam wie eine Taube zu ihm herabkam und man hörte die Stimme Gottes des Vaters: "Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Markus 1, 10) Somit erschien den Menschen Gott als Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

2. Wahrend seiner Abschiedsrede im Abendmahlsaal sprach der Herr Jesus Christus: "Wenn der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir" (Joh. 15» 26).

3. Im Johannisbrief heißt es : "Drei geben Zeugnis im Himmel: Vater, Sohn und Heiliger Geist; und die Drei sind Eins." (1. Johannisbrief 5, 7-8).

4. Jesus Christus befahl den Jüngern, die Menschen zu taufen "Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Matth. 28, 19).

2. Vom Glauben.

 

Frage: Wie kann ich den Glauben an Gott am besten erlernen?

Antwort: Durch das "Symbol des Glaubens" (= "Zusammenfassung des Glaubens" oder Glaubensbekenntnis)

Frage: Wo finde ich das Glaubenssymbol?

Antwort: In der kurzen Darstellung dessen» woran die Christen glauben sollen, also im Glaubensbekenntnis von Nicäa-Konstantinopel.

Das Glaubensbekenntnis.

 

1. Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschenden Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und alles Unsichtbaren.

2. Und an einen Herrn Jesum Christum, den eingeborenen Sohn Gottes, der aus dem Vater von Ewigkeit geboren ist, Licht vom Licht, wahrer Gott von wahrem Gott, geboren, nicht erschaffen, gleichen Wesens mit dem Vater, durch den alles geworden ist,

3. Der wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, Fleisch angenommen hat und Menschgeworden ist,

4. Der auch für uns unter Pontius Pilatus gekreuzigt worden ist, gelitten hat und begraben wurde,

5. Am dritten Tage aber von den Toten auferstanden ist gemäß der Schrift,

6. Und ist gen Himmel aufgefahren und sitzet zur Rechten des Vaters

7. Von dannen er kommen wird in Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten. Sein Reich wird kein Ende haben.

8. Und an den Heiligen Geist, den Herren und Lebensspender, der vom Vater ausgeht, der samt dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht wird und der durch die Propheten geredet hat;

9. An eine Heilige allumfassende Apostolische Kirche;

10. Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden,

11. Ich erwarte die Auferstehung der Toten,

12. Und das künftige Ewige Leben. Amen,

3. Die Erörterung des Glaubensbekenntnisses.

Erster Glaubenssatz: Ich glaube an einen Gott, den Vater, den allherrschenden

Schöpfer des Himmels und der Erde, alles Sichtbaren und alles Unsichtbaren.

 

Frage: Was verstehen wir unter dem Wort "Himmel"?

Antwort: Wir verstehen zweierlei: a) den sichtbaren Himmel oder» wie man heute sagt, den "Weltraum", in welchem sich alle Himmelskörper befinden» also die Sonne, der Mond» die Sterne und die Planeten, unter denen die Erde ist, und b) die unsichtbare Welt» auch diejenige, die um uns Menschen ist, also die Engelwelt.

 

Frage: Was wissen wir von der unsichtbaren Welt und von den Engeln?

Antwort: Die Engel sind körperlose Wesen» deshalb sind sie unsichtbar. Sie können aber auch menschliche Gestalt annehmen, wenn Gott ihnen den Auftrag gibt, den Menschen etwas zu verkünden.

 

Frage: Was gibt es dazu für Beispiele?

Antwort: Die Verkündigung des Engels Gabriel an Maria, daß sie Mutter des Heilands werden würde. Die Verkündigung an den Priester Zacharias, daß ihm seine Frau Elisabeth einen Sohn, Johannes, schenken würde. Die Erscheinung des Engels, der den Hirten die Geburt Christi verkündete.

 

Frage: Wie stehen die Engel zu uns Menschen?

Antwort: Sie helfen uns in allem, was gut und gottgefällig ist. Sie geben uns gute Gedanken ein und unterstützen unseren Kampf gegen die Sünde.

 

Frage: Hat jeder Mensch einen Schutzengel?

Antwort: Jedem Christen ist ein Schutzengel gegeben.

 

Frage: Wann feiern wir die Engel?

Antwort: Wir feiern sie jedes Jahr am 8. (21.) November.

 

Frage: Kennst Du Namen von Engeln?

Antwort: Der Erzengel Gabriel» der Erzengel Michael» der Erzengel Raphael.

 

Frage: Sind alle Engel gut?

Antwort: Nein. Es gibt auch böse Engel. Sie heißen Teufel oder Dämonen.

 

Frage: Hat Gott denn absichtlich böse Engel, also Dämonen, erschaffen?

Antwort: Nein, das hat er nicht getan. Er hat alle Engel als schöne, gute und hilfreiche Geister geschaffen. Einige von ihnen wurden jedoch übermütig; mit dem schönsten aller Engel» dem Luzifer (der Name bedeutet "Lichtträger") an der Spitze, wollten sie Gott nicht mehr gehorchen. Luzifer sagte: "Dienen will ich nicht" und meinte, er sei "wie Gott". Der Erzengel Michael antwortete: "Wer ist wie Gott?" und mit Hilfe aller guten Engel vertrieb er Luzifer und alle anderen bösen Engel vom Himmel in die Hölle. Luzifer heißt seitdem "Satan" und seine Anhänger nennen wir "Dämonen" oder "Teufeln".

 

Frage: Wenn die Dämonen oder Teufel in der Hölle sind, wie können sie dann Menschen schaden?

Antwort: Dämonen oder Teufel gibt es überall, wo es Menschen gibt. Da sie selbst ewige Qualen leiden, möchten sie auch möglichst viele Menschen verderben, damit auch sie das ewige Feuer erdulden müssen.

Frage: Was tun die Teufel, um uns zu schaden?

Antwort: Sie geben uns böse Gedanken ein und damit führen sie uns weg vom Glauben und von der Liebe Gottes, verleiten uns zu Sünden und bringen Zwist und Streit in die Familien, unter Freunde und überall, wo sie Menschen zu Haß und Feindschaft bringen können.

Frage: Wie schützt man sich am besten dagegen ?

Antwort: Alle Gedanken, die wir haben, müssen wir daraufhin prüfen, ob sie gut oder böse sind. Wir können Gott und die guten Engel im Gebet darum bitten, daß sie uns dabei helfen. Und wenn wir aufrichtig beten, dann wird uns immer geholfen.

4. Die Erschaffung der sichtbaren Welt.

Frage: Was bedeutet der Satz "Gott hat die Welt in sechs Tagen geschaffen?"

Antwort: Im Originaltext, also im Hebräischen, bedeutet der Ausdruck für "Tag" auch "Zeitspanne", also kann er auch Jahrtausende und Jahrmillionen bedeuten. Die Ordnung, nach welcher die Erschaffung der Welt in der Bibel geschildert wird, ist wissenschaftlich richtig.

Die Erschaffung des Menschen.

 

Den Menschen hat Gott nicht in derselben Weise erschaffen wie alle anderen Geschöpfe. Das lesen wir in der Heiligen Schrift, und zwar im ersten Buch Mose.

 

Frage: Wie ist die Erschaffung des Menschen vor sich gegangen?

Antwort: Gott ließ zuerst "aus Erde" ein Geschöpf entstehen, also in gleicher Weise, wie auch die Tiere "aus Erde" entstanden sind. Dann aber blies der Herr sein letztes Geschöpf mit seinem eigenen Atem an. Da durch bekam der Mensch eine gottähnliche Seele. Durch diese unterscheidet er sich von den Tieren.

Frage: Was meint man mit dem Ausdruck "aus Erde"?

Antwort: Diesen Ausdruck versteht man, wenn man weiß, daß das Erdreich alles das enthält, woraus der Mensch und alle Tiere und Pflanzen bestehen. Nur sind die Bestandteile bei jeder Art Geschöpf anders angeordnet. Wenn ein Mensch oder ein Tier stirbt, so wird sein Körper, den man in die Erde eingräbt, also beerdigt, wieder zu Erde.

Frage: Wie ist die gottähnliche Seele des Menschen beschaffen?

Antwort: Die Seele des Menschen ist unsterblich. Sie lebt weiter, wenn unser Körper gestorben und zu Erde geworden ist. Die Seele hat einen freien Willen, sie kann also wählen zwischen Gut und Böse. Sie hat auch einen Verstand und viele andere Eigenschaften, die Tiere nicht haben.

5. Vom Sündenfall.

Frage: Was versteht man unter "Sündenfall"?

Antwort: Die Tatsache, daß die ersten Menschen das damals einzige Gebot Gottes übertreten haben.

 

Frage: Wie ging das vor sich?

Antwort: Gott hatte den ersten Menschen ein ganz leichtes Gebot gegeben. Sie sollten nämlich die Früchte von einem einzigen Baum nicht essen. Diesen Baum nannte Gott "Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen".

 

Frage: Warum hat Gott den ersten Menschen, also Adam und Eva, dieses Gebot gegeben?

Antwort: Damit sie lernten, aus Liebe und Vertrauen zu gehorchen, Sie sollten denken: Gott, unser Vater, meint es gut mit uns. Wenn Er uns diese Früchte verbietet, dann wird Er schon seine Gründe dafür haben.

 

Frage: Haben Adam und Eva nur eine einzige Sünde getan? Sind sie wegen des Genusses einer einzigen Frucht aus dem Paradies vertrieben und zu einem mühsamen Leben verdammt worden ?

Antwort: Keineswegs. Sie hatten sich nicht nur eine, sondern gleich mehrere schwere Sünden aufgeladen.

 

Frage: Wie ist das zu verstehen?

Antwort : Außer ihres Ungehorsams haben sie noch: 1. Gott der Lüge beschuldigt, denn sie haben statt Ihm dem Teufel, der die Gestalt einer Schlange angenommen hatte, geglaubt.

2. Adam hat gelogen. Als Gott ihn rief, versteckte er sich und sagte, als er entdeckt wurde, er habe sich "aus Scham" versteckt» "weil er nackt war". Dabei hatte er aber nie Kleider gehabt und sich bisher trotzdem nicht geschämt.

3. Adam hat Gott frech geantwortet, statt um Verzeihung zu bitten. Außerdem hat er die Schuld

Eva zugeschoben und in gewisser Weise sogar Gott selbst. Denn er antwortete: "Die Frau, die Du mir gegeben hast, gab mir die Frucht zu essen". Das sollte durchklingen lassen: "Es ist Deine Schuld; Du hast mir die Frau gegeben".

4. Auch Eva hat nicht um Verzeihung gebeten und ihre Schuld nicht bekannt.

5. Beide sind habgierig und unzufrieden gewesen. Sie hatten so viele gute Früchte zu essen, daß es kein großes Opfer gewesen wäre, auf die einzige verbotene Frucht zu verzichten.

Frage: Was waren die Folgen dieser ersten Sünden?

Antwort: Durch den Sündenfall haben die ersten Menschen viel verloren:

a) Die Gnade Gottes, die innere Verbundenheit mit Gott als ihrem Vater.

b) Sie konnten Gott nicht mehr sehen und sich nicht mehr mit ihm wie Kinder mit ihrem Vater unterhalten.

c) Sie verloren das schöne und mühelose Leben im Paradies, das ewige Glück und die seelische Ruhe. Von jetzt ab mußten sie schwer arbeiten und sich abmühen, um leben zu können. Auch ihr Verstand wurde durch die Sünde geschwächt.

d) Statt nach einem schönen Leben von der Erde gleich in das himmlische Paradies zu kommen, mußten sie jetzt sterben. Dabei mußte ihr Körper wieder zu Erde werden und ihre Seele in das finstere, freudenlose Totenreich kommen,

 

Frage: Müssen die Menschen jetzt nach ihrem Tode in das finstere Totenreich?

Antwort: Nein. Gott hat sich der Menschen erbarmt und ihnen den Erlöser geschickt. Er hat es schon Adam und Eva versprochen, daß Er den Erlöser schicken würde. (Lies in Deiner Biblischen Geschichte die Kapitel über die Erschaffung des Menschen und den Sündenfall nacht.)

Unsere himmlische Familie.

Wir haben nicht nur auf Erden eine Familie. Wir haben eine Familie im Himmel. Die Mitglieder dieser Familie sterben nicht wie unsere Familienmitglieder auf Erden. Unsere himmlische Familie ist mächtig. Ihr gehört die ganze Welt. Und doch ist sie immer für uns da, immer bereit, uns zu helfen, ganz gleich, wer wir sind: ob jung oder alt, ob gesund oder krank, ob reich oder arm, ob von den Menschen hoch angesehen oder verachtet, ob unsere Haut weiß, gelb, rot oder schwarz ist, ob wir schön oder häßlich sind. Diese Unterschiede machen nur die Menschen auf Erden, nicht unsere himmlische Familie.

Frage: Wer sind die Mitglieder dieser Familie?

Antwort: Es sind: Gott, der Vater, der auch unser Vater geworden ist, seitdem Jesus Christus, sein Sohn, uns gezeigt hat, wie sehr Er uns liebt. So beten wir zu unserem Vater im Himmel in Liebe und Vertrauen. Er kann ja alles und will, daß wir gerettet werden und zum ewigen Glück gelangen. Gott, der Sohn, der Herr Jesus Christus, der uns erlöst hat. Er hat sich quälen und töten lassen, weil Er unsere Strafe auf sich nehmen wollte. Dafür sollen wir Ihm danken und Ihn loben. Da Er auf Erden ein Mensch gewesen ist, versteht Er alle unsere Nöte und Probleme. Als Gott ist Er unser Herr und König. Als Mensch ist Er unser Bruder. Er hat nach seiner Auferstehung gesagt: "Mir ist gegeben alle Macht, im Himmel und auf Erden" (Matth.28, 18). Mit dieser Herrlichkeit vertritt Er uns als Mensch vor Seinem Vater im Himmel.

Gott, der Heilige Geist Er ist es, der uns zu einem Glied dieser unseren himmlischen Familie macht. Ohne Ihn können wir zu ihr nicht gehören und deshalb sollen wir immer zu unserem himmlischen Vater beten, daß Er uns Seinen Heiligen Geist gibt, wenn wir durch eine schwere Sünde Ihn aus unseren Herzen vertrieben haben.

Ohne den Heiligen Geist können wir nicht an Gott glauben» noch Ihn lieben, ja nicht einmal wirklich vernünftig denken, weil wir dann den Unsinn oder die bösen Gedanken annehmen, die uns die bösen Geister eingeben. Es ist auch der Heilige Geist, der uns unser Können gibt, z. B. das gute Gedächtnis, technische bzw. musikalische oder sonstwelche Begabung, die uns und den anderen nutzen kann. (Mut zu bösen Taten, zum V erbrechen und zu allerlei Scheußlichkeiten geben uns nur die bösen Geister ein.) Wenn wir den Heiligen Geist in uns haben» kann uns der Teufel zwar ärgern, aber wirklich schaden kann er uns nicht. Ein Christ kann immer den Heiligen Geist in sich bekommen» wenn er darum betet und die heiligen Sakramente in Anspruch nimmt. Maria, die Gottesmutter, ist unsere himmlische Mutter. Darauf hat der Herr Jesus Christus vom Kreuze herab hingewiesen» als Er dem Apostel Johannes sagte: "Siehe, das ist deine Mutter" und ihr sagte: "Das ist Dein Sohn."

 

Frage: Setzt man nicht den Herrn Jesus herab, wenn man sich an seine Mutter wendet?

Antwort: Im Gegenteil! Christus, der Herr, hat es besonders gern, wenn man sich an seine Mutter wendet. Das beweist Er täglich durch Gebetserhörungen und sogar Wundertaten, die Er zugunsten von Christen tut, die zu seiner Mutter um Hilfe beten. Vor allem hat Er das dadurch erwiesen» daß Er sein erstes Wunder nur seiner Mutter zuliebe getan hat.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Aus dem Evangelium nach Johannes, Kap.2. Darin wird berichtet, daß bei der Hochzeit zu Kana, als Maria dem Herrn Jesus sagte, die Leute hätten keinen Wein mehr, hat Er geantwortet: "Was (soll es) mir und dir? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." (Siehe Anmerkung am Ende des Kapitels.) Damit brachte Er zum Aus druck, daß Er nicht die Absicht hatte, wegen Wein ein Wunder zu wirken. Maria wurde darüber traurig, weil sie wußte, daß der Mangel an Wein eine Schande für den Gastgeber bedeutete. Wir können mit vollem Recht annehmen, daß der Herr ihr dann irgendwie zu verstehen gab, daß Er ihre Bitte doch erfüllen würde, denn trotz dieser scheinbaren Absage sprach sie zu den Dienern: "Was Er euch sagt, das tut." Daraufhin wirkte der Herr sein erstes Wunder, indem Er das Wasser aus den herbeigebrachten Gefäßen in Wein verwandelte, um seiner Mutter eine Freude zu machen Da der Herr nie etwas zufällig und unabsichtlich getan hat, hat Er uns durch dieses Ereignis sehr deutlich gezeigt, daß seine Mutter bei Ihm durch ihre Fürbitte viel erreichen kann.

Frage: Sollen wir deswegen außer Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist auch die Gottesmutter Maria anbeten?

Antwort : Nein! Anbeten darf man Gott allein. Maria, die Gottesmutter, beten wir nicht an, sondern verehren sie.

 

Frage: Weshalb verehren wir die Mutter des Herrn? Manche meinen, daß darüber nichts in der Bibel steht.

Antwort: Das kommt vom oberflächlichen Lesen. Daß die Gottesmutter einer besonderen Verehrung würdig ist, zeigen die folgenden Bibelstellen: Lukas, 1. Kapitel, Vers 28 - 30 - 35 - 42 - 43: (Der Erzengel Gabriel redet Maria an): "Gegrüßt seist Du, Hochbegnadete! Der Herr ist mit Dir! ...Und der Engel sprach: "Fürchte Dich nicht, Maria, denn Du hast Gnade bei Gott gefunden". Als Maria den Engel fragt, wieso sie einen Sohn gebären wird, wo sie ja eine Jungfrau ist, antwortet der Himmelsbote: "Der Heilige Geist wird über Dich kommen und die Kraft des Höchsten wird Dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das aus Dir geboren wird, Gottes Sohn heißen."

Das war das Zeugnis des Erzengels Gabriel. Aber wir haben das Zeugnis des Heiligen Geistes selbst: "Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und sprach: "Gebenedeit bist Du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, und woher kommt mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?" Wenn ein Erzengel so von Maria spricht, wenn der Heilige Geist selbst durch den Mund der heiligen Elisabeth sie "gebenedeit unter den Frauen" und "Mutter des Herrn" nennen läßt, dann müssen auch wir Menschen ihr Ehre erweisen.

Frage: Wer gehört noch zu unserer himmlischen Familie?

Antwort: Die Heiligen.

 

Frage: Was versteht man unter "Heiligen"?

Antwort: Die Heiligen sind solche Menschen, die Gott besonders treu gedient haben und nun zu Freunden Gottes geworden sind. Im Gleichnis von anvertrauten Pfunden (Matth. 25, 23) sagt der Herr Jesus, daß solchen treuen Dienern nach ihrem Verscheiden beim Einzelgericht ein gewisser Machtbereich auf Erden gegeben wird. Im Gleichnis sagt solch einem Diener sein Herr: "Du guter und treuer Knecht! Du bist über weniges treu gewesen, so will ich dich über Vieles setzen, Gehe ein zu deines Herren Freude!"

Frage: Wie weiß man, daß ein verstorbener Mensch ein Heiliger ist?

Antwort: Das zeigt uns Gott der Herr. Wenn man für einen Verstorbenen betet und sieht, daß nach diesem Gebet dem Betenden besondere Gnaden zuteil werden - plötzliche Heilung oder eine unerwartete Hilfe, und wenn solche Vorgänge immer wieder ausgerechnet nach dem Gebet für diesen Verstorbenen sowie an seiner Grabstätte geschehen, dann untersucht die Kirche, ob es sich wirklich um echte "Fingerzeige" Gottes handelt. Wenn solche Vorgänge zahlreich und unbezweifelbar genug sind, hört die Kirche auf, für diesen Gottesdiener zu beten und betet hinfort um seine Fürbitte, nachdem sie ihn als verehrungswürdig und heilig erklärt hat.

Frage: Wie stehen die Heiligen zu uns?

Antwort: Sie sind wie ältere Geschwister, die es zu hohen Posten gebracht haben. Auf Erden, wenn zum Beispiel ein Schüler mit seiner Hausaufgabe nicht fertig wird und einen Bruder hat, der bereits ein Gelehrter geworden ist, so kann er ja diesen Bruder um Rat und Hilfe bitten. So geht es auch zwischen uns, die wir noch auf Erden kämpfen und unseren heiligen Brüdern und Schwestern, die bereits am Ziel angelangt sind. Es ist nicht so, daß Gott unbedingt die Fürbitte der Heiligen braucht, um uns zu erhören, sondern Er tut so wie ein Vater, der viel auf die Liebe und Verbundenheit zwischen den älteren und den jüngeren Geschwistern hält. Solch ein Vater wird Oft zu seinem Kind sagen: Geh' doch zu deinem großen Bruder. Ich habe ihn ja beauftragt, euch Kindern bei eueren Hausaufgaben behilflich zu sein! Unser himmlischer Vater sieht es gerne, wenn wir uns gelegentlich an unsere Mutter und Geschwister im Himmel wenden, wenn wir mit unseren Lebensaufgaben nicht recht fertig werden oder wenn wir uns einsam fühlen.

 

Frage: Warum sollen wir die Heiligen besonders ehren? Steht etwas darüber in der Bibel?

Antwort: Außer dem Gleichnis von den anvertrauten Pfunden lesen wir im Evangelium (Joh. 12, 26): "Wer mir gedient hat, den wird mein Vater ehren". Wenn also Gott der Vater selbst die heiligen Menschen ehrt, so ist es klar, daß auch wir sie um so mehr ehren sollen! Der Apostel Paulus schreibt an die Galater: "Einer trage des anderen Last und so werdet Ihr das Gesetz Christi erfüllen" (Gal. 6, 2). Das tun für uns die Heiligen. Die Heiligen helfen uns, unsere Lasten zu tragen.

 

Frage: Es gibt so viele Heilige. Zu welchem soll man sich besonders wenden?

Antwort: Vor allem an seine(n) Schutzpatron(in). Jeder von uns trägt den Namen eines (bzw. einer) Heiligen. Diesen Heiligen nennt man den "Schutzpatron". Er (bzw. sie) ist sozusagen für uns "zuständig", also der himmlische Bruder (bzw. die himmlische Schwester), der für uns da ist. Aber auch zu anderen Heiligen darf man beten.

Unsere himmlischen Freunde.

Außer unserer himmlischen Familie haben wir noch in der unsichtbaren Welt liebe Freunde. Es sind die Engel Gottes. Von ihnen je einer ist jedem gläubigen Christen "zugeteilt". Es ist unser Schutzengel. von ihm kann man wirklich sagen, daß er "unser bester Freund" ist. Man soll ihn sich freilich nicht als ein Mädchen mit zwei großen Flügeln am Rücken vorstellen! Man malt ihn so, weil niemand weiß, wie man einen Engel malen soll: Die Engel sind ja unsichtbar für unsere menschlichen Augen. Die Flügel auf den Bildern bedeuten, daß die Engel sich im Weltraum bewegen können. (Lies noch einmal alles, was über die Engel auf Seite 19 geschrieben steht.) Obgleich man seinen Schutzengel nicht sieht, hat ihn jeder von uns Christen unzählige Male erlebt. Es würde uns außer dem, was der Herr zu unseren Nutzen zuläßt, nichts Böses zustoßen, wenn wir unserer himmlischen Familie und unserem Schutzengel wirklich die Treue hielten. Eltern sollen ihrer himmlischen Familie, wenigstens dem Herrn Jesus und den Engeln ihrer Kinder die Treue halten und um Schutz für ihre Kinder beten.

TEIL III. Die Sakramente

1. Die Sakramente.

In allen wichtigen Angelegenheiten seines Lebens pflegt der orthodoxe Christ um die Gnade, also die Kraft und Hilfe des Heiligen Geistes zu bitten, damit sie ihm helfe, dass er erleuchtet und sein Vorhaben gesegnet und geheiligt werde. Die Handlungen, durch die die Kirche uns diese Gnade vermittelt, nennt man Sakramente. Durch die Sakramente erfüllt der Heilige Geist unser Herz mit Liebe, Kraft und Glauben und vermittelt uns den Segen, den wir für jede besondere Angelegenheit brauchen.

Frage: Wer hat die Sakramente eingesetzt?

Antwort: Die Sakramente sind durch unseren Herrn Jesus Christus eingesetzt worden, entweder durch einen direkten Befehl oder durch Anweisungen an seine Apostel.

Frage: Was braucht man, um die Sakramente gültig zu spenden?

Antwort: Um die Sakramente gültig zu spenden, müssen die Bischöfe und die Priester die vorgeschriebenen Worte sprechen und die vorgeschriebenen Handlungen vollziehen. Auch müssen die vorgeschriebenen Dinge, wie z. B. Wasser, Wein, Brot, Ö1 usw. vorhanden sein.

Frage: Wer ist berechtigt, die Sakramente zu spenden?

Antwort: Nur die Bischöfe und die Priester. Die Taufe aber kann im Notfall auch von einem Laien gespendet werden, vorausgesetzt, dass dieser Laie ein getaufter Christ ist.

Frage: Was vermitteln die Sakramente?

Antwort: Die Sakramente vermitteln die Gnade des Heiligen Geistes.

Frage: Aus wieviel Teilen besteht jedes Sakrament?

Antwort: Jedes Sakrament besteht aus zwei Teilen, einem sichtbaren und einem unsichtbaren.

Frage: Worin besteht der sichtbare Teil?

Antwort: Der sichtbare Teil des Sakramentes besteht in der Handlung selbst, wobei vom Spender, gegebenenfalls auch vom Empfänger, bestimmte Worte gesprochen und mit bestimmten Dingen bestimmte Handlungen vollzogen werden,

Frage: Worin besteht der unsichtbare Teil?

Antwort: Der unsichtbare Teil besteht im Wirksamwerden des Heiligen Geistes, Er heiligt und erneuert den Gläubigen.

Frage: Vermitteln die Sakramente die Gnade des Heiligen Geistes von selbst» also ohne Zutun?

Antwort: Damit die Sakramente die betreffende Gnade des Heiligen Geistes vermitteln, sind folgende Voraussetzungen erforderlich:

a) Die Sakramente müssen vorschriftsmäßig gespendet werden;

b) sie müssen von einem dazu berechtigten Bischof oder Priester gespendet werden, außer im Notfall bei der Taufe;

c) der Empfangende muss mit Glaube, Liebe und Ehrfurcht das Sakrament in Anspruch nehmen.

d) Der Gläubige muss sich zum Empfange des Sakramentes entsprechend vorbereitet haben.

Eine Ausnahme von den Voraussetzungen (c) und (d) wird bei der Taufe der Kleinkinder gemacht; für sie übernimmt der Pate oder die Patin die Verantwortung vor Gott.

Frage: Was geschieht, wenn das Sakrament unwürdig empfangen wird, also ohne Glauben, ohne Gebet, einfach "weil es so Sitte ist"?

Antwort: Ein so empfangenes Sakrament bringt weder Gnade noch Segen Seine Folgen sind die einer schweren Sünde.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Darüber hat der Apostel Paulus in einem Brief an die Gemeinde von Korinth geschrieben, in der viele respektlos die Sakramente empfingen: "Welcher nun unwürdig von diesem Brot isst, oder von dem Kelch des Herren trinkt, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn ..., denn welcher so isst und trinkt, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn, der isst und trinkt sich selbst zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil sind entschlafen." (1. Kor 11, 27, 29 u. 30)

Frage: Wieviel Sakramente gibt es?

Antwort : Es gibt sieben Sakramente. Diese sind: Die Taufe; Die Firmung oder Myronsalbung; Die Buße oder Beichte; Die Eucharistie oder die Kommunion oder das Heilige Abendmahl; Die Trauung; Die Krankenölung; Die Priesterweihe.

Frage: Soll der Christ alle sieben Sakramente in Anspruch nehmen?

Antwort: Für einen erwachsenen Christen sind die ersten vier unbedingt erforderlich, die letzten drei nicht. Kinder brauchen nur die Taufe und die Firmung, später, bis zum Alter von sieben Jahren, noch die Heilige Eucharistie ohne Beichte.

2. Die Taufe.

Frage: Was wissen wir von der Taufe?

Antwort: In der Taufe wird der Mensch durch dreimaliges Untertauchen im Wasser unter Anrufung des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geistlichwiedergeboren. Er wird zum geistlichen Leben fähig gemacht und an Christus in seiner Kirche angegliedert.

Frage: Wann wurde das Sakrament der Taufe eingesetzt?

Antwort: Als Christus, der Herr, sich taufen ließ und seinen Jüngern befahl, diejenigen, die an ihn glauben werden, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. Das steht im Evangelium, bei Matthäus 28, 19-20: "Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe", und bei Markus, Kap. 16, Vers 16, steht es: "Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden, wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden."

Frage: Kann ein Mensch gerettet werden und nach dem Tode zu Gott kommen, ohne getauft worden zu sein?

Antwort: Nein. Auch das hat Christus ausdrücklich gesagt. Er sprach: "Es sei denn, dass jemand aus Wasser und Geist geboren werde, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen". (Joh.3, 5)

Frage: Was sind die Folgen der Taufe?

Antwort: Durch die Taufe wird der Mensch von der Erbsünde und, falls es sich um einen Erwachsenen handelt, auch von den Persönlichen Sünden gereinigt. Durch die Taufe wird der Mensch zum Christen. Er gehört dann sichtbar der Kirche und unsichtbar dem mystischen Leib Christi an. In der ersten Zeit nach der Gründung der Kirche wurden nur die Erwachsenen getauft, und zwar am Pfingsttag. Sie sollten vorher Religionsunterricht erhalten haben. Im 3. Jahrhundert bestimmte die Kirche, dass auch Kinder und Säuglinge getauft werden sollen, damit sie nicht des Heils verlustig gehen, falls ihnen etwas zustoßen sollte.

Frage: Wie wird die Taufe vollzogen?

Antwort: Während der Taufe taucht der Priester den Täufling dreimal in das Taufwasser und spricht dabei die Worte: "Getauft wird der Diener (die Dienerin) Gottes (Name) im Namen des Vaters - amen - und des Sohnes - amen - und des Heiligen Geistes - amen."

Vor und nach der Taufe werden bestimmte Gebete gesprochen und Riten vollzogen, wie z.B. eine Salbung mit geweihtem Öl (das ist nicht zu verwechseln mit der Myronsalbung). Vor der Taufe soll der Pate oder die Patin das Glaubensbekenntnis sprechen, dem Teufel entsagen und Christus die Treue geloben. Dies tun der Pate oder die Patin stellvertretend für den Täufling. Die Paten nehmen damit die Verantwortung auf sich, dass der Täufling über die Wahrheit des Glaubens unterrichtet und christlich erzogen wird.

Frage: Wie wird eine Nottaufe vollzogen, wenn ein Säugling krank und kein Priester zur Stelle ist?

Antwort: Im Notfall genügt das Begießen des Kopfes mit dem Taufwasser, wenn die Tauformel richtig gesprochen wird und die ehrliche Absicht zu taufen vorhanden ist.

Frage: Was wird dem Täufling bei der Taufe angelegt?

Antwort: Bei der Taufe wird dem Täufling ein kleines Kreuz an einer Kette oder Kordel um den Hals gehängt. Das Kreuz ist das Wahrzeichen des orthodoxen Christen. Es bezeugt, dass der Getaufte nunmehr dem Herrn Jesus Christus angehört.

Frage: Wie bezeugt der Erwachsene, dass er Christi Kirche angehört?

Antwort: Indem er ein Leibkreuz trägt, wodurch er sich offen zu Christus bekennt.

Frage: Wie soll das Leibkreuz getragen werden?

Antwort: Unter der Wäsche, direkt am Körper.

Frage: Was soll nach einer Nottaufe getan werden, sobald sich die Möglichkeit dazu bietet?

Antwort: Ein Priester soll die Taufgebete sprechen und die Myronsalbung vollziehen.

3. Die Myronsalbung oder Firmung.

Frage: Was wissen wir von der Myronsalbung?

Antwort: Die Myronsalbung ist das Sakrament, durch welches dem Getauften unter Salbungen mit Myron die Gaben des Heiligen Geistes vermittelt werden.

Frage: Woher wissen wir, dass Christus, der Herr, die Firmung oder Myronsalbung angeordnet hat?

Antwort: Wir wissen es aus der Apostelgeschichte. Allerdings wurde die Firmung zunächst durch Handauflegung der Apostel vorgenommen, wie in der Apostelgeschichte zu lesen ist: "Als die Apostel hörten zu Jerusalem, dass Samarien das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes. Die kamen hinab und beteten für sie, dass sie den Heiligen Geist empfingen. Denn Er war auf keinen von Ihnen herabgekommen, sondern sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten die Apostel die Hände auf sie, und sie empfingen den Heiligen Geist" (Apg. 8, 14-17).

Später waren es die Nachfolger der Apostel, also die Bischöfe, welche die Handauflegung vollzogen. Als aber die Getauften so zahlreich wurden, dass man sie nicht alle durch Handauflegung firmen konnte, wurde diese Handlung durch Salbung mit Myron ersetzt. Dafür gaben die Bischöfe auch anderen Priestern die Vollmacht, die Firmung zu vollziehen.

Frage: Was ist Myron eigentlich?

Antwort: Myron ist ein wohlriechendes Öl. Es darf nur von einem Bischof, als einem Nachfolger der Apostel, hergestellt werden. Es wird in allen Orthodoxen Ländern am Gründonnerstag von dem kirchlichen Oberhaupt der betreffenden Landes- oder Nationalkirche, assistiert von mehreren Bischöfen, im Laufe einer feierlichen Handlung zubereitet und unter Anrufung des Heiligen Geistes geweiht. Das heilige Myron wird dann den verschiedenen Pfarreien zugeteilt. In Griechenland wird das heilige Myron aus dem Ökumenischen Patriarchat in Konstantinopel bezogen, um die Einigkeit mit diesem diese Vollmacht an sei altehrwürdigen Patriarchat zu bezeugen.

Frage: Wer ist der Spender der Firmung?

Antwort: Die Firmung darf von jedem Pfarrer innerhalb seiner Pfarrei vollzogen werden.

Frage: Wie wirkt die Firmung oder Myronsalbung?

Antwort: Durch die Firmung werden die Gaben des Heiligen Geistes in die Seele des Getauften als geistige Keime oder Samen hineingesenkt. Sie sollen dann, mit Hilfe der Eltern und Paten, in der jungen Seele wachsen und gedeihen. Freilich können sie später durch Sünden gleichsam erstickt werden, wenn sich der Gesalbte bösen Einflüssen hingibt. Es werden sich aber immer neue Sprösslinge bilden, die helfen, die Sünde zu überwinden.

 

Frage: Was verleiht uns der Heilige Geist?

Antwort: Er verleiht uns die Fähigkeiten zu den folgenden Tugenden: Glaube, Freude, Frieden, Hoffnung, Liebe, Geduld, Sanftmut und Enthaltsamkeit.

4. Das Sakrament der Busse.

Frage: Was wissen wir über das Sakrament der Buße?

Antwort: Die Buße ist das Sakrament, durch das die Sünden des Beichtenden von Jesus Christus durch die Vermittlung des Priesters vergeben werden.

Frage: Wann ist das Sakrament der Buße eingesetzt worden?

Antwort: Dieses Sakrament wurde von Jesus Christus eingesetzt, als er dem Apostel Petrus bei Casarea Philippi und später auch den anderen Aposteln sagte: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden, und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel los sein" (Matth. 16, 19 und 18, 18). Nach seiner Auferstehung wiederholte der Herr diese Vollmacht an seine Apostel, als er ihnen zum ersten Male erschien: "Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten (Joh. 20, 23).

Frage: Wozu wurden diese Sakramente eingesetzt?

Antwort: Auch nach der Taufe begeht der Christ Sünden, die ihn manchmal von der Gemeinsamkeit mit Gott trennen. In dem Moment aber, wo wir uns über unsere Sünden ärgern, wenn es uns leid tut, sie begangen zu haben und wir Gott deshalb aufrichtig um Verzeihung bitten, dann ist Er auch bereit, uns zu verzeihen. Aber dazu müssen auch wir etwas tun, um unsere Reue und den Willen, diese Sünden nicht mehr begehen zu wollen, zu beweisen. Dafür hat der Herr das Heilige Sakrament der Buße eingesetzt.

Frage: Wieso kann ein Priester Sünden vergeben?

Antwort: Er kann es, weil die Apostel ihre ihnen von Christus gegebene Vollmacht ihren Nachfolgern - den Bischöfen - weitergegeben haben. Und die Bischöfe haben ihre Vollmacht wieder an die Priester weitergeleitet. Aus diesem Anlass nennt man die Priester auch geistliche Väter.

Frage: Wie soll sich der Beichtende vorbereiten?

Antwort: Bevor der Christ zur Beichte geht, soll er: a) Sorgfältig nachdenken was für Sünden er getan hat. Das nennt man Gewissensforschung. Dafür nimmt er sich am besten sein Gebetbuch vor, in dem sich ein Beichtspiegel befindet. Ein Schüler sieht in sein Religionsbuch auf die Seiten, die von den zehn Geboten handeln. (S. 74-84); b) Der Beichtende soll sich vorher mit allen Menschen versöhnen, denen er etwas zuleide getan hat, und allen Menschen vergeben, die ihm Unrecht getan haben. Er soll also keinen Hass und keine Rachsucht fühlen; c) Er soll - nicht nur in Worten, sondern und vor allem, im Herzen - seine Sünden nicht nur bereuen, sondern die feste Absicht haben» sie auch nicht zu wiederholen. Wer aber mit dem stillschweigenden Gedanken zur Beichte geht, dass er sich nicht ändern werde, dann wirkt die Beichte so, als ob er Gott betrügen wolle oder das Sakrament nicht ernst nähme. Und das ist eine schwere Sünde.

Frage: Wie geht die Beichte vor sich?

Antwort: Der Beichtende tritt vor den Priester und bekennt ihm alle Sünden, deren er sich seit der letzten Beichte erinnert. Er soll sich dabei dessen bewusst sein, dass er nicht dem Priester, sondern Jesus Christus beichtet, der Priester also nur ein Zeuge ist.

 

Frage: Was tut jemand, der vor dem Priester bewusst eine Sünde verheimlicht?

Antwort: Er handelt so, als ob er Christus belügen wollte. Ein solches Verhalten macht die Beichte wertlos. Außerdem lädt sich der Beichtende damit eine schwere Sünde auf.

Frage: Kann man die schwerste Sünde beichten, ohne davor Angst zu haben?

Antwort: Ja. Gott verzeiht auch die allerschwersten Sünden, wenn der Mensch ehrlich bereut und die feste Absicht hat, so etwas nicht wieder zu tun.

Frage: Was geschieht aber, wenn der Priester die Sünde, die ihm gebeichtet wurde, anderen Menschen mitteilt, etwa den Eltern, dem Lehrer oder gar der Polizei?

Antwort: Das darf der Priester unter keinen Umständen tun. Wenn er es täte, wurde er eine schwere Sünde begehen. W er das Beichtgeheimnis bricht» wird vom Priesteramt abgesetzt.

Frage: Was verstehen wir unter "Epitimie"?

Antwort: Wir verstehen darunter die sog. "Buße". Manchmal muss der Beichtvater dem Beichtenden eine Buße auferlegen, bevor er ihn zur Heiligen Kommunion zulässt, z. B. um ein Unrecht wieder gut zu machen. Durch diese Buße soll der Beichtende beweisen, dass er seine Sünde ehrlich bereut.

Frage: Was ist dabei zu beachten?

Antwort: Die Buße hat mit der Vergebung der Sünden direkt nichts zu tun. Sie wird angewandt wie eine Arznei, damit der Sündige innerlich geheilt wird. Er soll nicht wieder in Versuchung kommen.

Frage: Was tut er, wenn er die auferlegte Buße nicht erfüllt?

Antwort: Er zeigt damit, dass er keine ernste Absicht hat, sich zu bessern und dass er seine Fehler nicht bereut. Auch in diesem Fall ist die Beichte vergebens gewesen.

Frage: Was spricht der Priester nach der Beichte?

Antwort: Die Lossprechung. Danach sind die Sünden des Beichtenden vergeben. Es bleibt nichts zurück.

Frage: Folgt jeder Beichte die Lossprechung?

Antwort: Nein. Der Priester kann, wenn er es für nötig hält, die Lossprechung aussetzen, wenn er beispielsweise davon überzeugt werden möchte, dass der Beichtende sich wirklich bemüht, sich zu bessern.

Frage: Wie Oft soll man beichten?

Antwort: Man soll so oft wie möglich beichten. Die Beichte ist für die Seele das Gleiche, wie ein Bad für den Körper. Je öfter man sich badet, desto sauberer bleibt der Körper. Wer sich selten wäscht, bleibt schmutzig und riecht übel. Auch die Seele, die nicht oft von ihren Sünden befreit wird, wird unrein, so dass sich der Mensch schließlich selbst vor der eigenen Seele ekelt.

5. Die Heilige Eucharistie.

"Eucharistie" bedeutet: "Dankopfer". Im Sakrament der heiligen Eucharistie genießt der Gläubige unter der Gestalt von Brot und Wein den wahren Leib und das wahre Blut Jesu Christi und vereinigt sich dadurch mit ihm.

Frage: Wer hat die Eucharistie, also das hl. Abendmahl, eingesetzt?

Antwort: Der Herr Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern. Er nahm zuerst das Brot und sprach: "Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird zur Vergebung der Sünden", dann nahm Er den Kelch und sprach: "Trinket alle daraus, das ist mein Blut, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden". Er sagte ebenfalls: "Tut dies zu meinem Gedächtnis".

Frage: Wer vollzieht das Sakrament der Eucharistie?

Antwort: Die Eucharistie kann nur entweder von einem Bischof oder von einem richtig geweihten und von seinem Bischof beauftragten Priester vollzogen werden.

Frage: Was benötigt man zur Feier der Eucharistie?

Antwort: Brot, Wein (und Wasser). Das Brot soll aus reinem Weizen und ohne Salz gebacken werden, der Wein soll Rotwein aus reinen Trauben, also kein Obstwein, sein. In den Wein gießt der amtierende Priester auch ein wenig Wasser, um an das Wasser zu erinnern, das aus der Seite Christi floss, als ein römischer Soldat ihm eine Lanze ins Herz stieß.

Frage: Was geschieht während der Feier der Eucharistie, die man auch "Göttliche Liturgie" nennt?

Antwort: Brot und Wein werden zum Leib und zum Blut Christi verwandelt. Wir nennen das Brot, das Leib Christi geworden ist, und den Wein, der Blut Christi geworden ist, die Heiligen Gaben, weil sie die heiligste Gabe Gottes sind, Christus selbst,

Frage: Wie soll sich der Christ zum Empfang der hl. Eucharistie (also zur Kommunion oder zum hl. Abendmahl) vorbereiten?

Antwort: Man bereitet sich zum Empfang der hl. Eucharistie vor:

1. Durch Beten - im Gebetbuch stehen eigens dafür bestimmte Gebete; 2. Durch Fasten - man darf von Mitternacht an nichts zu sich nehmen; 3. Durch Aussöhnung mit allen, denen man Unrecht getan hat. Man darf auch keinen Hass und keine Rachegefühle gegen jene haben, durch die man Unrecht erlitten hat; 4. Außerdem muss man aufrichtig gebeichtet und die Lossprechung des Priesters empfangen haben.

Durch dies alles ist der Mensch geläutert und kann ruhig zum Tisch des Herrn gehen.

 

Frage: Was tut ein Mensch, der unwürdig die Eucharistie empfangen hat?

Antwort: Wer nicht von seinen Sünden gereinigt und ohne hinreichende Vorbereitung die Eucharistie empfängt, versündigt sich gegen den Leib und das Blut Christi. Darüber hat der Apostel Paulus geschrieben: "Der Mensch prüfe aber sich selbst und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn welcher also isst und trinkt, dass er nicht unterscheidet den Leib des Herrn (von gewöhnlichen Speisen und Getränken), der isst und trinkt sich selbst zum Gericht. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch und ein gut Teil sind entschlafen." (1. Kor. 11, 27-30).

 

Frage: Wie Oft soll der orthodoxe Christ die Heilige Eucharistie empfangen?

Antwort: Mindestens viermal im Jahr, zu jeder Fastenzeit. Wer es aus triftigen Gründen nicht kann, zumindest einmal im Jahr während der Großen Fastenzeit. Aber, je öfter man kommuniziert, desto besser.

Frage: Warum ist es ratsam, so oft wie möglich die Heilige Eucharistie zu empfangen?

Antwort: Weil die Eucharistie für die Seele das ist, was Speise und Trank für den Körper sind. Sie stärkt die Seele, kräftigt sie, hält sie gesund oder heilt sie, wenn sie schwach oder krank ist. Die ersten Christen empfingen die Eucharistie bei jeder Feier der Göttlichen Liturgie. Leider ist dieser Brauch verloren gegangen, weil sich die meisten Menschen nicht jede Woche würdig zum Empfang der Heiligen Eucharistie vorbereiten können.

Die Kommunion ist nicht eine Belohnung der Tugend, sondern eine Hilfe, um besser der Sünde widerstehen und die Aufgaben des Lebens besser bewältigen zu können. Das häufige Kommunizieren erleuchtet auch den Verstand. Auch dem Körper verschafft sie eine bessere Widerstandskraft gegen Nervosität und Krankheiten.

 

Frage: Nenne die vier Fastenzeiten.

Antwort: Es sind: 1. Die sieben Wochen vor Ostern (die große Fastenzeit und die Leidenswoche); 2. Das Apostelfasten vom Montag nach der Pfingstwoche bis zum 29. Juni; 3. Das Gottesmutterfasten vom 1. bis 15. August; 4. Das Adventsfasten 40 Tage vor Weihnachten.

 

Frage: Wann ist es außer diesen Zeiten besonders ratsam, die Eucharistie zu empfangen?

Antwort: Wir sollten jedes Mal die Eucharistie empfangen, wenn wir fühlen, dass wir aus eigenen Kräften mit einer Lebenslage nicht fertig werden und ganz besonders, wenn wir Kraft für den Kampf gegen eine Sünde brauchen.

6. Das Heilige Sakrament der Ehe.

Frage: Was wissen wir von dem Sakrament der Ehe?

Antwort: Die Ehe ist das Sakrament durch das Gott selbst das Brautpaar traut, den Ehebund segnet und dem Ehepaar die Gnade wahrer Herzenseinigkeit und wahrer Liebe verleiht sowie die Gnade zur gesegneten Zeugung und christlicher Erziehung ihrer Kinder.

 

Frage: Wann wurde das Sakrament der Ehe eingesetzt?

Antwort: Die Ehe wurde im Paradies eingesetzt, als Gott das erste Ehepaar segnete und sprach: "Seid fruchtbar und mehret Euch und füllet die Erde und macht sie Euch untertan". Auch war Christus bei der Hochzeit zu Kana zugegen und wirkte dort sein erstes Wunder. Die Heilige Schrift betrachtet die Ehe als ein heiliges Band und deshalb soll sie dementsprechend geschlossen und geführt werden.

 

Frage: Wie geht die Eheschließung vor sich?

Antwort: Die Eheschließung zerfällt in zwei Teile - die Verlobung, wenn das Brautpaar die Ringe austauscht und die Krönung.

 

Frage: Bei welchem Teil wird das Heilige Sakrament der Ehe vollzogen?

Antwort: Bei der Krönung.

 

Frage: Wie wird das Sakrament gespendet?

Antwort: Zuerst fragt der Priester den Bräutigam: " Hast du, (Name) den guten und ungezwungenen Willen und die feste Absicht, diese (Name), die hier bei dir steht, zur Frau zu nehmen?" Der Bräutigam antwortet mit: "Ja". Dann fragt der Priester: "Hast Du nicht einem anderen Mädchen die Ehe versprochen?" Der Bräutigam antwortet: "Nein." Dann befragt der Priester in ähnlicher Weise die Braut.

 

Frage: Was geschieht, wenn die Fragen des Priesters nicht wie oben bezeichnet beantwortet werden?

Antwort: Dann darf der Priester das Paar nicht trauen, bevor die Angelegenheit restlos geklärt und in Ordnung gebracht wird.

Frage: Was liegt vor, wenn in einem Fall gelogen wird?

Antwort: Der Schuldige begeht gleichzeitig einen Meineid und eine schwere Gotteslästerung, weil er, wie bei der unaufrichtigen Beichte, Gott zu betrügen versucht. Eine solche Lüge trennt den Täter vollständig von der Gottesgemeinschaft. Das hat schwere Folgen für seine Ehe und seine Nachkommenschaft.

Frage: Ist durch das Beantworten der Fragen das Sakrament vollzogen?

Antwort: Nein. Das ist nur die Einleitung der Trauung.

Frage: Welche sind die Worte, die eine Ehe gültig machen?

Antwort: Es sind die Worte: "Getraut wird der Diener Gottes (Name) mit der Magd Gottes (Name). Getraut wird die Magd Gottes (Name) mit dem Diener Gottes (Name) im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

Nachdem mit diesen Worten dem Bräutigam und der Braut die Kronen aufgesetzt werden, segnet der Priester die Neuvermählten mit den dreimal wiederholten Worten: "Herr, unser Gott, kröne sie mit Herrlichkeit und Ehre."

 

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort: Verschiedene Gebete, die der Priester spricht, um die Gnade und den Segen des Herrn auf die Neuvermählten und ihre Nachkommenschaft herabzurufen. Es werden auch bestimmte Bibellesungen vollzogen.

 

Frage: Was gehört außerdem zur Eheschließung?

Antwort: Verschiedene Riten, wie z.B. das Schreiten des Paares um das Analogion herum, wobei der Priester mit dem Kreuz vorangeht, das Zusammenbinden der Hände der Brautleute und anderes mehr. Das alles soll bildlich die Würde der Ehe und die Zusammengehörigkeit der neu gegründeten Ehe darstellen, die nun unter Gottes Segen von der Kirche betreut und geleitet wird.

 

Frage: Was für eine Bedeutung hat das Bewerfen der Eheleute mit Weizenkörnern und ähnliche Bräuche?

Antwort: Alles, was nach vollzogenem Sakrament der Trauung geschieht, sind Volksbräuche, die je nach Land und Gegend verschieden sind. Sie haben keine religiöse Bedeutung und haben mit dem Vollzug des Sakraments nichts zu tun.

7. Die Krankenölung.

Frage: Was wissen wir vom Sakrament der Heiligen Krankenölung?

Antwort: Die heilige Krankenölung ist das Sakrament, durch welches unter Salbung mit geweihtem Öl über einen Kranken die göttliche Gnade herabgerufen wird, die die Krankheit der Seele wie des Körpers heilt

 

Frage: Wann und durch wen ist dieses Sakrament eingesetzt worden?

Antwort: Wir wissen nicht, mit welchen Worten und zu welcher Zeit Christus dieses Sakrament eingesetzt hat, aber dass Er es eingesetzt hat, wissen wir aus dem Evangelium nach Markus und aus dem Jakobusbrief.

 

Frage: Was steht darüber geschrieben?

Antwort: Im 6. Kapitel des Markus-Evangeliums wird berichtet, wie die Apostel auf Christi Geheiß zu Predigten hinauszogen. Sie "trieben böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Ö1 und machten sie gesund" (Vers 13). Im Jakobusbrief steht: "Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten (Priester) der Kirche, damit sie über ihn beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden," (Jak.5, 14-15).

 

Frage: Was ist bei diesen Bibelstellen besonders zu beachten?

Antwort: Dass da nirgends vom Sterben, sondern nur vom Gesundwerden die Rede ist. Deshalb erachtet die Orthodoxe Kirche dieses Sakrament nicht als Sterbesakrament

 

Frage: Was müssen wir vermuten, wenn der Kranke trotz der erhaltenen Ölung nicht gesund wird?

Antwort: Wir müssen den ausdrücklichen Willen Gottes erkennen, dass dieser Kranke aus dem Leben scheidet; doch dürfen wir das nicht als Strafe für seine Sünden ansehen, denn diese sind ja durch das Sakrament vergeben, sondern weil Gott einen Grund hat, diesen Menschen zu sich zu rufen. Es sind aber viele Fälle bekannt, in denen angeblich unheilbar Kranke durch die Heilige Ölung geheilt wurden.

 

Frage: Soll ein Christ, wenn er krank wird, sich ölen lassen, statt zum Arzt zu gehen?

Antwort : Keineswegs. Die Ölung heilt den Körper durch die Heilung der Seele, denn es gibt viele Krankheiten, die durch die Verunreinigung der Seele durch Sünden verursacht sind. Aber es gibt auch Krankheiten, die nichts mit eigenen Sünden zu tun haben, und diese sollte man vom Körper her heilen. Das ist die natürliche Ordnung. Die Natur ist doch auch Gottes Werk. Man soll also erst den natürlichen Weg gehen, nachdem man zu Gott um Erleuchtung des Arztes und um Erfolg der Behandlung gebetet hat. Erst wenn der Erfolg ausbleibt, soll man durch das Sakrament der Heiligen Krankenölung Gottes Eingreifen direkt erbitten.

 

Frage: Darf das Sakrament der Krankenölung auch Gesunden gespendet werden?

Antwort: Im üblichen Sinn nicht. Vor einer Operation jedoch darf der Mensch die Krankenölung verlangen.

 

Frage: Wer spendet das Sakrament der Krankenölung?

Antwort: In der Regel sollen es sieben Priester sein; im Notfall genügt ein einziger.

8. Die Priesterweihe.

Frage: Was wissen wir vom Heiligen Sakrament der Priesterweihe?

Antwort: Die Priesterweihe ist das Sakrament, in welchem der Hl. Geist durch die Handauflegung des Bischofs und die entsprechenden Gebete den dazu gewählten Menschen befähigt, seines heiligen Amtes in der Kirche zu walten.

 

Frage: Wozu befähigt die Priesterweihe den Priester.

Antwort: Sie befähigt ihn, die Göttliche Liturgie zu feiern, die Sakramente zu spenden und das Wort Gottes zu predigen.

 

Frage: Wie wurde das Sakrament der Priesterweihe eingesetzt?

Antwort : Die Priesterweihe wurde durch Jesus Christus mit den Worten gestiftet: "Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch. Nehmet hin den Hl. Geist. Wem ihr die Sünden erlassen, dem sind sie erlassen und wem ihr die Sünden behaltet, dem sind sie behalten." (Joh. 20, 21-23).

 

Frage: Wieviel Stufen der Priesterweihe gibt es?

Antwort: Drei: Diakon, Priester, Bischof und zwei Vorstufen: Vorleser und Hypodiakon.

 

Frage: Was bedeuten die Bezeichnungen: Patriarch, Metropolit, Erzbischof, Archimandrit, Erzpriester und andere?

Antwort: Diese Titel bezeichnen entweder Ämter oder sie sind Ehrentitel. Erzpriester und Erzdiakon sind reine Ehrentitel.

Frage: Wie nennt man die Angehörigen der drei Weihestufen?

Antwort: Man nennt sie: der Klerus oder: die Geistlichkeit.

 

Frage: Wem gehört in der Kirche das Lehramt?

Antwort: Das eigentliche Lehramt besitzt nur der Bischof. Dieser kann aber seine Priester und sogar Laien aus seiner Diözese mit dem Lehramt betrauen, was er auch immer tut.

 

Frage: Wer vollzieht die Priesterweihe?

Antwort: Die Priesterweihe darf nur von einem Bischof vollzogen werden.

 

Frage: Dürfen die Mitglieder des orthodoxen Klerus heiraten?

Antwort: Nur vor ihrer Weihe. Nach der Weihe dürfen sie es nicht mehr, auch wenn sie Witwer werden. Die Bischöfe jedoch sollen ledig oder Witwer sein und dem Mönchsstand angehören.

 

Frage: Wozu sind verheiratete Priester und Diakone verpflichtet?

Antwort: Sie sind verpflichtet, eine vorbildliche Ehe zu führen und ihre Kinder christlich zu erziehen, da sie ein Vorbild für ihre Gemeinde sein sollen.

TEIL IV. Vom Christlichen Leben

1. Vom christlichen Leben

Frage: Kann ein Christ dadurch vom ewigen Tode gerettet werden, dass er an Christus glaubt, regelmäßig die Kirche besucht, aber sonst so lebt, wie es ihm eben einfällt?

Antwort: Keinesfalls, denn es spricht der Herr: "Es werden nicht alle, die zu mir sagen "Herr, Herr", in das Himmelreich eingehen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun" (Matth. 7, 12).

Frage: Nach welchen Lebensregeln soll ein Christ leben, um auf Erden vor Unheil und nach dem Tode vor ewigem Leid gerettet zu werden?

Antwort: Nach den Zehn Geboten, die Gott, der Herr durch den Propheten Moses gegeben hat und nach den Geboten und Weisungen Christi.

2. Die Zehn Gebote

Frage: Wie lauten die Zehn Gebote?

Antwort: Sie lauten:

Erstes Gebot: Ich bin der Herr, dein Gott, du sollst außer mir keine anderen Götter haben.

Zweites Gebot: Du sollst dir keine Götzen machen, Götzen nicht anbeten und ihnen nicht dienen.

Drittes Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen.

Viertes Gebot: Gedenke des Ruhetags, dass du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes.

Fünftes Gebot: Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass es dir wohl gehe und du lange lebst im Lande, das dir der Herr gibt.

Sechstes Gebot: Du sollst nicht töten.

Siebentes Gebot: Du sollst nicht die Ehe brechen.

Achtes Gebot: Du sollst nicht stehlen.

Neuntes Gebot: Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten ablegen.

Zehntes Gebot: Lass dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Haus. Lass dir nicht gelüsten nach deines Nächsten Weib noch nach all dem, was deinem Nächsten gehört.

Frage: Wie teilen sich die Zehn Gebote ein?

Antwort: Die ersten vier betreffen unsere Beziehungen zu Gott, die folgenden sechs unsere Beziehungen zu unserem Nächsten, das heißt zu den Mitmenschen.

3. Die Zehn Gebote und die Lehre Christi

Frage: Wie verhalten sich die Zehn Gebote zu der Lehre Christi?

Antwort: Die Zehn Gebote kann man mit einer Fibel oder einem Lesebuch für die 1.Klasse der Volksschule vergleichen, die Lehre Christi aber mit einem Lehrbuch für Studenten. Man kann nicht studieren, wenn man nicht lesen und schreiben gelernt hat, aber es genügt nicht, lesen und schreiben zu können, um ein Studium anzutreten. Die Zehn Gebote sind also die Grundlage der Christlichen Lehre und die Lehre Christi ist wie ein Haus, das auf dieser Grundlage aufgebaut wurde.

Frage: Sind also die Zehn Gebote überholt und sollen sie abgeschafft werden?

Antwort: Nein. Sie können ebenso wenig abgeschafft werden wie das Alphabet. Aber der Herr Jesus Christus hat sie erweitert.

4. Die Lehre Christi

Frage: Worin besteht die Lehre Christi?

Antwort: Sie wird in folgenden zwei Hauptgeboten zusammengefasst: I. Du sollst Gott, deinen Herren, lieben von deinem ganzen Herzen, von deiner ganzen Seele, mit deinem ganzen Verstand und mit deiner ganzen Kraft; II. Und deinen Nächsten wie sich selbst

Christus sagt dazu: "An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten".

Frage: Wie ist das zu verstehen?

Antwort: Das erste Hauptgebot fasst die vier ersten Gebote des Alten Testaments zusammen, das zweite Hauptgebot die übrigen sechs. Die Zehn Gebote und die Seligpreisungen sind nur Erläuterungen zu diesen Hauptgeboten.

Frage: Was heißt: den Nächsten wie sich selbst lieben?

Antwort: Christus sagt dazu: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten" (Matth. 7, 12). Dazu gehört auch, was die Apostel seiner Zeit den Heiden, die das Christentum angenommen hatten, geschrieben haben: "und tut den anderen das nicht, was ihr nicht wollt, das man euch tut".

Frage: Wie heißt diese Anweisung im Volksmund?

Antwort: "Was du nicht willst, das man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu".

5. Die Zehn Gebote in christl. Auslegung. Die Teufelslaster

Frage: Wie legt die christliche Lehre das erste Gebot aus?

Antwort: Dass Gott immer an die erste Stelle gesetzt werden soll.

Frage: Wer sündigt gegen das erste Gebot?

Antwort: Wer wegen eines menschlichen Vorteils Gott gleichsam zur Seite schiebt; wer beispielsweise die Kirche versäumt, weil er aussdl1afen will; wer am Sonntag arbeitet, weil er zusätzlich verdienen will; wer sich schämt, öffentlich seinen Glauben zu bekennen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zweite Gebot aus?

Antwort: Es ist nicht erlaubt, sich einen Ersatz für den wahren Gott zu schaffen, sich also etwa einen Talisman zuzulegen, der vor Unheil schützen oder Glück bringen soll. Jeder Aberglaube ist ein Verstoß gegen das zweite Gebot.

Frage: Ist das Verehren von Ikonen eine Sünde gegen das zweite Gebot?

Antwort: Nein, weil ja nicht das Holz und die Farbe verehrt werden sollen, sondern die dargestellte Person. Die Ikonen sind geweiht und deshalb bezieht sich unsere Verehrung vor allem auf den, von dem die Weihe stammt, also auf Gott.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das dritte Gebot aus?

Antwort: Wer gedankenlos den Namen Gottes ausspricht, versündigt sich gegen dieses Gebot. Jedes Spötteln über Gott und die Heiligen, insbesondere auch über die Jungfrau Maria, ist eine Sünde gegen das dritte Gebot.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das vierte Gebot aus?

Antwort: Nach dem vierten Gebot ist jede bezahlte Arbeit und jede schwere Arbeit überhaupt, an Sonn- und kirchlichen Feiertagen verboten. Wenn man wegen einer Arbeit den Kirchenbesuch versäumt, ist die Sünde gegen das vierte Gebot besonders schwer.

Frage: Sündigt gegen das vierte Gebot ein Arzt, der am Sonntag einen Patienten behandelt, bzw. ein Feuerwehrmann, der ein Feuer bekämpft, bzw. ein Zugschaffner, bzw. ein Polizist, der am Sonntag Dienst tut?

Antwort: Nein; das ist Notdienst. Notdienst ist auch an Sonn- und Feiertagen erlaubt. Das hat der Herr Jesus ausdrücklich gesagt.

Frage: Gibt es außer Verboten für den Sonntag auch ein Gebot?

Antwort: Geboten ist an Sonn- und Feiertagen der Besuch des Gottesdienstes.

Frage: Wozu gehen wir in die Kirche?

Antwort: Wir gehen in die Kirche: 1. um Gott zu ehren und Ihm unsere Liebe zu erweisen; 2. um Gott zu danken für das, was Er im Laufe der vergangenen Woche für uns getan hat; 3. um Abbitte zu tun für alles, was wir in der vergangenen Woche Unrechtes getan haben; 4. um Gottes Segen in der kommenden Woche für uns und unsere Angehörigen zu erbitten; 5. um teilzunehmen an der Fürbitte, die in der Kirche für die Notleidenden, Kranken und Verstorbenen geleistet wird.

Durch diese Teilnahme dürfen wir erwarten, dass unsere Gemeinde auch für uns beten wird, wenn wir es nötig haben.

Frage: Was ist uns an Sonn- und Feiertagen besonders empfohlen?

Antwort: Werke der Nächstenliebe, z. B. Kranke oder vereinsamte Menschen zu besuchen und Ähnliches.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das fünfte Gebot aus?

Antwort: Das fünfte Gebot meint nicht nur den leiblichen Vater und die leibliche Mutter, sondern gebietet, die älteren Menschen zu achten und ihnen, wenn es nötig ist, zu helfen. Auch Lehrer sind damit gemeint.

Frage: Was für besondere Pflichten hat ein Kind den Eltern gegenüber?

Antwort: Es soll für seine verstorbenen Großeltern, Eltern, und Geschwister beten, und zwar sein ganzes Leben lang.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das sechste Gebot aus?

Antwort : Sünde gegen das sechste Gebot ist nicht nur das Töten eines Menschen und der Selbstmord, sondern auch der Hass, die Bosheit, auch die Gefährdung der anderen (z. B. wenn man unvorsichtig fährt oder einem Verunglückten die Hilfe verweigert) und überhaupt jede böse Tat. Der Herr Jesus hat gelehrt, dass auch das Beleidigen eines Menschen eine Sünde gegen das sechste Gebot ist. Auch Tierquälerei ist eine Sünde gegen das sechste Gebot.

Frage: Welche ist die schwerste Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort : Es ist der Selbstmord. Ein Selbstmörder kann das Seelenheil nicht erlangen. Er hat durch seine Tat sich selbst verdammt. Deshalb betet die Kirche für seine Seele nicht.

Frage: Warum nicht?

Antwort: Mord ist Mord. Ob man einen anderen oder sich selbst ermordet hat, hat man doch Menschenmord begangen. Herr über Leben und Tod ist aber Gott allein, nicht der Mensch.

Frage: Wenn Gott auch die ganz schweren Sünden vergeben kann, wieso heißt es, dass die Selbstmörder verdammt sind?

Antwort: Gott vergibt nur solchen Menschen, die ihre Sünde Bereuen, zu Ihm um Vergebung beten und gerne alles tun möchten, um das Getane wenigstens einigermaßen auszugleichen. Aber wann soll ein Selbstmörder seine Tat bereuen und abbitten, wenn er ja im selben Augenblick stirbt oder zumindest das Bewusstsein halb oder ganz verliert? Nun wissen wir, dass das ewige Schicksal des Menschen im Augenblick des Todes besiegelt wird: Ist er im Glauben an Gott, in der Liebe zu Ihm und in der Hoffnung auf Vergebung gestorben und hat seine Sünden bereut, dann entwickelt sich seine Seele im Jenseits so, dass sie immer reiner und schöner wird, bis sie zuletzt die himmlische Seligkeit erreicht. Stirbt aber ein Mensch als verstockter Sünder, d.h. ohne seine Sünden aufrichtig bereut und um Vergebung gebetet zu haben, oder mit Hass oder Verzweiflung im Herzen (Verzweiflung ist ja auch eine schwere Sünde), dann entwickelt sich seine Seele eben in dieser Richtung, also in Richtung der Hölle (ewiger Qual). Eine Möglichkeit der Umkehr gibt es ja nachdem Tod nicht mehr.

Frage: Darf ein Mensch auch dann nicht Selbstmord begehen, wenn er unheilbar krank geworden ist und dadurch sich und seine Angehörigen zur Last wird?

Antwort: Auch dann darf er es nicht, Gott meint es mit seinen Kindern gut und will keinen Menschen quälen. Wenn Er jemanden leiden lässt, so weiß Er, warum. Im Gleichnis vom "Reichen Mann und Armen Lazarus" zeigt uns der Herr Jesus, wie ein Mensch, der unvermeidliches Leiden in Geduld trägt, sich schon dadurch die himmlische Seligkeit erwirbt. Angehörige, die das Pflegen des Kranken als "unerträgliche Last" empfinden, sollten ebenfalls an dieses Gleichnis denken.

Frage: Wird immer jeder Selbstmörder verdammt? Gibt es keine Ausnahmen?

Antwort: Es gibt Ausnahmen. Wenn jemand in geistige Umnachtung (als Geisteskranker) oder unter Zwang oder bei benebeltem Bewusstsein Selbstmord verübt hat, dann gilt er nicht als verdammt und die Kirche betet für ihn und beerdigt ihn christlich.

Frage: Welche Sünde ist vor Gott ebenso schwer wie Mord?

Antwort: Es ist, wenn man jemanden zum Mord oder Selbstmord verleitet hat.

Frage: Welche Sünde ist dem Selbstmord ähnlich, wenngleich nicht so schwer?

Antwort: Wenn man bewusst seiner Gesundheit schweren Schaden verursacht, z. B durch Trunksucht oder Einnahme von Rauschgift.

Frage: Gibt es noch eine weitere Sünde gegen das sechste Gebot?

Antwort: Ja. Die Schadenfreude.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das siebente Gebot aus?

Antwort: Das siebente Gebot verbietet alle Sünden gegen die Treue in der Ehe, auch gegen die Keuschheit und Reinheit der Seele. Schmutzige Witze, Schamlosigkeit und alle Taten, deren man sich schämen würde, sie den Eltern zu erzählen.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das achte Gebot aus?

Antwort: Das achte Gebot verbietet, sich zu Unrecht fremdes Eigentum und Geld anzueignen und gestohlenes Gut zu erwerben oder zu verstecken. Dazu gehört auch das mutwillige Nichtbezahlen von Schulden, das Verkaufen von nicht abgezahlten Sachen, Leihen gegen Wucherzinsen, Nichtabliefern von Fundsachen, Unterschlagen von fremden Geldern und ähnliches.

Frage: Gibt es eine besonders schwere Sünde gegen das achte Gebot?

Antwort: Solche Menschen zu bestehlen, zu betrügen oder zu benachteiligen, die sich nicht dagegen wehren können, wie z. B. alte Leute, Kinder usw.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das neunte Gebot aus?

Antwort: Das neunte Gebot verbietet die Verleumdung, die Lüge, den Betrug und alle Sünden, die mit Lüge, Betrug oder Verleumdung zusammenhängen. Es verbietet auch die üble Nachrede.

Frage: Was ist "Verleumdung"?

Antwort: Wenn man über einen Menschen unwahre böse Behauptungen macht, die seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schaden.

Frage: Was ist üble Nachrede?

Antwort: Wenn man über einen Menschen Böses behauptet und dadurch seinem Ansehen, seinem Ruf und seiner Ehre schadet, auch wenn es wahr sein könnte. Man darf überhaupt nicht über andere ohne wichtigen Grund abfällig sprechen.

Frage: Ist es eine Sünde, wenn man vor einem Übeltäter warnt?

Antwort: Das ist keine Sünde, sondern im Gegenteil ein Werk der Nächstenliebe. Das gilt aber nur, wenn man ganz genau weiß, dass der Mensch, vor dem man warnt, wirklich böse Absichten hat.

Frage: Wie legt die christliche Lehre das zehnte Gebot aus?

Antwort: Durch das zehnte Gebot wird jede Art von Neid und alles, was auf Neid zurückzuführen ist, verboten.

Frage: Kannst du Beispiele angeben?

Antwort: Wenn man aus Neid jemandem etwas Böses tut oder wünscht, wenn man einen anderen herabsetzt, um sich selbst hervorzuheben, dann sündigt man gegen das zehnte Gebot.

Frage: Kann man gleichzeitig gegen zwei Gebote sündigen?

Antwort: Ja. Wenn man z.B. durch Betrug Geld erschwindelt, sündigt man gleichzeitig gegen das achte und das neunte Gebot. Wenn man Eltern oder Lehrer anlügt, dann sündigt man gleichzeitig gegen das fünfte und das neunte Gebot.

6. Die Teufelslaster

Frage: Was bezeichnen wir als Teufelslaster?

Antwort: Hochmut, Hass, Lüge und Schadenfreude.

Frage: Warum nennt man sie so?

Antwort: Weil dies die Grundeigenschaften des Teufels sind.

Frage: Worin unterscheiden sich diese Laster von anderen?

Antwort: Sie sind rein geistige Laster, die der Seele auch nach dem Tode anhaften, wenn sie während des Lebens nicht ausgemerzt werden. Sie ziehen dann die Seele in die Hölle herab.

Frage: Wie kann man sich von diesen Lastern befreien?

Antwort: Man befreit sich von ihnen, wenn man sich fleißig bemüht, mit der Hilfe Gottes dagegen anzukämpfen. Um diese Hilfe soll man beten, dann bekommt man sie immer.

Hochmut vertilgt man durch Demut, Hass durch Liebe und Freundlichkeit, Lüge durch Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Schadenfreude durch Mitleid und Hilfsbereitschaft.

Frage: Was heißt "seine Feinde lieben"?

Antwort: Man soll ihnen nicht Verdammnis, sondern Seelenheil wünschen. Damit dient man ja auch sich selbst, denn ins Himmelreich können diese Feinde nur kommen, wenn sie aufhören, böse zu sein. Wenn sie aber nicht mehr böse sind, dann sind sie auch keine Feinde mehr.

Frage: Was ist das beste Mittel, einen Feind endgültig los zu werden?

Antwort: Ihn sich zum Freunde zu machen.

7. Die Seligpreisungen.

Frage: Was versteht man unter "Seligpreisungen?"

Antwort: Das sind neun Anweisungen Christi, die den Weg zur Seligkeit zeigen.

 

Frage: Was bedeutet der Ausdruck "Seligkeit?"

Antwort: Er bedeutet einen Zustand des Glücklichseins und der Freude.

Frage: Wie lautet die erste Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Armen im Geiste, denn das Himmelreich ist ihrer.

Frage: Was bedeutet der Ausdruck "Armen im Geiste?"

Antwort: Damit sind die gemeint, die wissen» dass alles, was sie sind, alles, was sie haben und können, von Gott kommt und ein Geschenk der väterlichen Liebe Gottes ist. Wenn wir leicht lernen, dann deshalb, weil Gott uns Klugheit gegeben hat und wenn wir schwer begreifen, so brauchen wir Gott nur aufrichtig um Erleuchtung zu bitten. Er wird dann unseren Verstand lernfähig machen. Unsere Freude darüber wird umso größer sein.

Frage: Weshalb wird von den Armen im Geiste gesagt, "das Himmelreich ist ihrer"?

Antwort: Wenn ich weiß, dass alles Gute, was mir zukommt, von Gott stammt, dann fühle ich, dass Er wie ein Vater zu mir ist, und ich liebe Ihn als meinen himmlischen Vater, Wer seinen Vater wirklich lieb hat, der tut alles, um ihm Freude zu machen und ihn nicht zu verärgern. Wenn wir uns Gott gegenüber so verhalten, dann kommen wir ins Himmelreich.

Frage: Wie lautet die zweite Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

Frage: Welche "Trauernden" sind da gemeint? Sind es solche, die immer jammern und unzufrieden sind?

Antwort: Keinesfalls. Immer Jammernde und Unzufriedene sind Gott und den Menschen ein Greuel.

Frage: Von welchen Trauernden ist hier also die Rede?

Antwort: Von solchen, die ihre eigenen und anderer Menschen Sünden betrauern. Sie sind das Gegenteil von Menschen, die sich sagen, "Ich bin halt so, ich kann mich nicht ändern". Solche Menschen trauern nicht über ihre Sünden. Auch wer sich laut über die Sünden eines anderen empört, hat keinen Anteil an dieser Seligpreisung.

Frage: Was verspricht Jesus Christus den Trauernden?

Antwort: Dass sie getröstet werden. Und das gilt auch von solchen, die einen lieben Verstorbenen betrauern. Auch sie werden getröstet werden, weil sie ihn im Himmel wiedersehen werden, wenn sie immer für ihn gebetet haben.

 

Frage: Wie lautet die dritte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich ererben.

 

Frage: Was versteht man unter einem "sanftmütigen" Menschen?

Antwort: Einen Menschen, der nicht aufbrausend, gewalttätig und rechthaberisch, sondern geduldig und freundlich ist.

 

Frage: Warum heißt es, "sie werden das Erdreich besitzen"?

Antwort: Das ist eine Prophetie, die sich noch zu erfüllen hat. Es ist aber bekannt, dass die Sanftmütigen mehr ausrichten als solche, die mit Gewalt die Welt erobern wollen und dann doch im Elend untergehen, wie Napoleon oder Hitler. Jesus Christus war der sanftmütigste unter allen Menschen, und doch hat Er durch seine Lehre und sein Beispiel sich Millionen von Menschen untertänig gemacht.

 

Frage: Wie lautet die vierte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind, die hungern und dursten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden.

 

Frage: Was heißt "hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit"?

Antwort: Damit sind Menschen gemeint, die eine Ungerechtigkeit einfach nicht ertragen können, gleichgültig, wen die Ungerechtigkeit trifft. Selbst ihren schlimmsten Feinden gegenüber empfindet sie eine Ungerechtigkeit als unerträglich. Ein solcher Mensch wird keinem recht geben, der nicht recht hat und auch seinem Feinde nicht unrecht gebe, wenn er recht hat.

 

Frage: Wie nennt Christus solche Menschen?

Antwort: Er nennt sie "selig", also "glücklich", weil sie eines Tages sehen werden, wie Gott jedes Unrecht ausgleicht.

 

Frage: Wie lautet die fünfte Seligpreisung?

Antwort:Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

 

Frage: Was ist "Barmherzigkeit"?

Antwort: Das ist, wenn man sich der Notleidenden erbarmt und ihnen mit allen Mitteln zu helfen versucht.

Barmherzig ist auch, wer für die Fehler der anderen Entschuldigungen sucht, wie es die Verteidiger im Gericht für ihre Mandanten (= Auftraggeber oder "Schutzbefohlenen") tun.

 

Frage: Was ist das Gegenteil von Barmherzigkeit?

Antwort: Hartherzigkeit. Hartherzig sind solche Menschen, die meinen, die Not der anderen gehe sie nichts an und die ihre Nächsten verurteilen, ohne Entschuldigungen für ihre Fehler zu suchen. Noch schlimmer sind Menschen, die für die guten Taten des Nächsten ungute Gründe suchen

 

Frage: Wie teilt man die Werke der Barmherzigkeit ein?

Antwort: In Werke der äußeren und der geistlichen Barmherzigkeit. Äußere Werke der Barmherzigkeit sind: Hilfe für Notleidende, für Verunglückte und überhaupt alles, was man tun kann, um einem Menschen in einer Notlage zu helfen. Geistliche Werke der Barmherzigkeit sind, wenn man der Seele des Nächsten hilft, z.B. wenn man jemanden von einer bösen Tat abhält, oder ihm einen guten Rat gibt, oder wenn man jemanden, der am Glauben zweifelt, belehrt, auch wenn man für andere betet, wenn man Unrecht verzeiht oder sich mit einem Feind versöhnt.

 

Frage: Wie soll man sich verhalten, wenn uns jemand um Geld bittet, von dem wir wissen, dass er es missbrauchen - z.B. vertrinken oder verspielen wird?

Antwort: Solche Bitten soll man unbedingt abschlagen, denn sonst macht man sich mitschuldig, nicht nur an der Sünde selbst, sondern auch an ihren Folgen, so z. B. wenn er betrunken seine Frau und seine Kinder schlägt oder wenn er durch Spielschulden Leid über seine Familie bringt.

 

Frage: Was verspricht der Herr Jesus den Barmherzigen?

Antwort: Er verspricht ihnen, dass Gott ebenso barmherzig zu ihnen sein wird, wie sie zu anderen waren. Christus hat gesagt, dass Gott uns so richten wird, wie wir die anderen gerichtet haben. Wenn wir die Fehler unserer Nächsten entschuldigen, wird Gott auch uns unsere Sünden verzeihen.

 

Frage: Soll man deswegen dem Bösen gegenüber gleichgültig sein?

Antwort: Nein. Die Sünde und böse Taten soll man hassen und verwerfen, aber den Sünder nicht hassen, sondern hoffen, dass er bekehrt wird und aufhört, Böses zu tun. Manche tun Böses nur aus Unkenntnis. Solche Menschen soll man belehren.

 

Frage: Wie lautet die sechste Seligpreisung?

Antwort: Sie lautet: Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.

 

Frage: Was bedeutet "reinen Herzens" sein?

Antwort: Das heißt: das Gute lieben und das Böse hassen, wenn alles Schmutzige und Hässliche verabscheuen, das Schöne, Saubere und Liebe suchen. Wer sich so verhält, beginnt Gott immer mehr zu lieben und sich vom Bösen und somit vom Teufel immer stärker abzuwenden. Wenn der Mensch so eingestellt ist, dann befolgt er die Gebote Gottes nicht unter Zwang, sondern findet es viel schöner, Gott zu dienen, als sich vom Teufel verführen zu lassen.

 

Frage: Was verspricht Jesus Christus denen, die "reinen Herzens" sind?

Antwort: Er verspricht, dass sie Gott schauen werden.

 

Frage: Wie kann man Gott schauen?

Antwort: Während des Lebens auf der Erde bemerkt man deutlich Gottes Wirken. Man bemerkt es bei der Naturbeobachtung und am eigenen Leben. Nach dem Tode aber werden die, die reinen Herzens sind, Gott im Himmelreich so sehen können, wie wir auf Erden die Menschen um uns sehen. Sie werden dann vieles verstehen, was sie auf Erden nicht verstehen können.

 

Frage: Wie lautet die siebente Seligpreisung?

Antwort: Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen.

 

Frage: Was ist ein "Friedensstifter"?

Antwort: Das ist ein Mensch, der es versucht, Leute, die in Feindschaft leben, zu versöhnen und der alles tut, um zu Hause, in der Schule, am Arbeitsplatz und in jedem Verein, dem er angehört, Frieden zu erhalten oder zu schaffen.

 

Frage: Darf man "um des lieben Friedens willen" Unrecht zulassen, wenn man es verhindern könnte?

Antwort: Nein, denn man würde sich des Unrechts mitschuldig machen. Aber man soll das Unrecht nicht durch Zank und Streit bekämpfen, sondern so freundlich wie möglich sein. Auf diese Weise erreicht man auch am meisten.

 

Frage: Ist es gegen das Friedensgebot, wenn man beispielsweise Menschen anzeigt, die Kinder oder Tiere misshandeln?

Antwort : Nein! Wenn man es nicht tut, macht man sich mitschuldig. Allerdings bevor man jemanden anzeigt, soll man versuchen, durch Zureden das Unrecht zu verhindern.

 

Frage: Was soll man tun, wenn man nicht recht weiß, wie man sich in einem solchen Fall verhalten soll?

Antwort: Man soll sich fragen: "Was würde ich am liebsten von anderen erwarten, wenn mir solch ein Unrecht geschehen würde?" Und dann soll man das tun, was man am liebsten für sich erwartet hätte. Dann kann man nichts Falsches tun.

 

Frage: Wieso kann man da nichts Falsches tun?

Antwort: Weil Jesus Christus geboten hat: "Was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch" (Luk.6, 31, Matth.7, 12).

 

Frage: Was verspricht der Herr den Friedensstiftern?

Antwort: Dass sie sollen Gottes Kinder heißen. Wenn sie Frieden stiften, haben sie getan, was Christus ihnen vorgemacht hat. Wer aber Gottes Sohn nacheifert, den betrachtet Gott Vater als besonders liebes Kind,

 

Frage: Wie lautet die achte Seligpreisung?

Antwort: Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihrer ist das Himmelreich.

 

Frage: Was bedeutet: "um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden"?

Antwort: Wer bei einer bösen Tat oder einer gottwidrigen Handlung nicht mitmachen will und deshalb verfolgt wird, der ist hier gemeint.

 

Frage: Kannst du Beispiele nennen?

Antwort: Ein Schüler wird gehänselt und beschimpft, weil er einen bösen Streich nicht mitmachen will, oder er wird ausgelacht, weil er zu Hause seinen Eltern geholfen hat, statt mit Kameraden ins Kino zu gehen. Ein junger Mann wird bedroht, weil er bei einem Diebstahl nicht mitmachen will.

Frage: Was wird den um der Gerechtigkeit willen Verfolgten versprochen?

 

Antwort: Dass das Himmelreich ihrer ist, dass sie also, wenn sie sich immer um Gerechtigkeit bemühen und dabei niemals nachlassen, die ewige Seligkeit erlangen.

 

Frage: Wie lautet die neunte Seligpreisung?

Antwort: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Böses wider euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und vergnügt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.

 

Frage: Bedeutet die Seligpreisung nicht das gleiche wie die vorhergehende?

Antwort: Nein, hier handelt es sich insbesondere um die Leiden, die man um Christi willen auf sich nimmt.

 

Frage: Wer ist mit dieser Seligpreisung gemeint?

Antwort: Die Märtyrer und die Bekenner.

 

Frage: Was ist ein "Märtyrer"?

Antwort: Das ist ein Mensch, der wegen seines Glaubens den Tod erleidet. Die höchste Form des Martyriums ist es, wenn jemand, der sich durch Ableugnung seines Glaubens retten könnte, sich lieber das Leben nehmen lasst, als sich von seinem Glauben loszusagen.

 

Frage: Woher kommt das Wort "Märtyrer"?

Antwort: Es kommt aus dem Griechischen "martyr" heißt "Zeuge".

 

Frage: Warum nennt man die Glaubenshelden "Zeugen"?

Antwort: Weil sich niemand für etwas Erlogenes oder etwas nicht Gutes töten lassen wird.

 

Frage: Gibt es heute noch christliche Märtyrer?

Antwort: Ja, es gibt sie auch heute, wie es sie immer gegeben hat. Christenverfolgungen gibt es immer wieder.

 

Frage: Was bedeutet das Wort "Bekenner"?

Antwort: Ein Bekenner ist ein Mensch, der seines Glaubens wegen dulden muss, aber lieber leidet, als seinen Glauben zu verleugnen.

 

Frage: Kannst du Beispiele anführen?

Antwort: Es gibt Länder, in denen Menschen wegen ihrer Glaubenstreue schwere Leiden erdulden müssen, ihre Freiheit verlieren und harte Fronarbeit verrichten müssen. Aber auch ein Schüler, der wegen seines Glaubens verspottet wird, sich ihn aber nicht nehmen lässt, ist ein Bekenner.

Frage: Wie soll sich ein Mensch verhalten, der seines Glaubens wegen leiden muss?

Antwort: Er soll sich darüber freuen, weil ihm höchster Lohn dafür im Himmel verheißen ist. Dem Märtyrer und dem Bekenner ist die größte Hilfe Gottes sicher. Manche Märtyrer haben durch die Hilfe Gottes auch die größten Leiden mit Geduld ertragen können.

Frage: Darf man absichtlich die Feinde des Glaubens reizen, damit sie uns Leiden zufügen und uns so zu Bekennern bzw. Märtyrern machen?

Antwort: Nein, das darf man nicht, denn Gott allein weiß, von wem er Martyrium oder Bekennertum verlangen darf. Von wem er es verlangt, dem gibt er auch die Kraft dazu. Wer aber absichtlich Feinde des Glaubens herausfordert, der verleitet diese zu einer schweren Sünde, also sündigt selbst.

Die Wichtigkeit der Seligpreisungen.

Wer die Seligpreisungen nicht beachtet, kann seine Seele nicht retten. Kann ein eingebildeter Mensch, der sich mit seinem Besitz oder mit seinem Können vor anderen brüstet und sie verachtet, in den Genuss der himmlischen Seligkeit kommen?

Gewiss nicht. Auch wer sich um das Unrecht, das anderen angetan wird, nicht kümmert, oder einer, der hartherzig ist oder ein Raufbold, wird die Seligkeit nicht erlangen. Ein Mensch, der sich davor schämt, seinen Glauben mutig zu bekennen, sondern feige schweigt, wenn sein Glaube angegriffen oder verlacht wird, kann auch nicht selig werden, denn für Feiglinge ist kein Platz im Himmelreich. Aus diesen Gründen ist es sehr wichtig, die Seligpreisungen zu kennen und sich genau nach ihnen zu richten.

TEIL V. Vom Gebet

1. Wo und wann wir beten sollen.

Da Gott überall ist, kann der Mensch auch überall zu Ihm beten. Die Hauptsache ist, wir beten regelmäßig, und zwar

1. Früh beim Aufstehen, damit Gott unseren Tag segne und uns in allem, was wir zu Haus, in der Schule oder am Arbeitsplatz zu tun haben, und auch auf dem Wege dahin, schütze, erleuchte und leite.

2. Vor jedem Essen, damit Gott die Speisen, die wir essen werden, segne und diese zur Gesundheit unseres Körpers beitragen.

3. Vor dem Schlafengehen, damit Gott uns verzeihe, was wir tagsüber gesündigt haben und uns eine ruhige und erholsame Nacht gebe. Wir sollen dabei auch für unsere Eltern, Geschwister, Verwandten, für die Lehrer, für Kranke und Verstorbene, die wir kennen und gekannt haben, täglich beten.

Frage: Genügt es, zu Hause zu beten?

Antwort: Nein, wir sollen auch im Gotteshaus, in der Kirche, beten.

Frage: Warum heißt die Kirche "Gotteshaus", obwohl doch Gott überall ist?

Antwort: Unter Gotteshaus verstehen wir ein Gebäude oder einen Raum, der Gott geweiht ist und in dem sich die Gemeinde versammelt, um gemeinsam Gott anzubeten.

2. Wie man beten soll.

Man soll beten: Aufrichtig, also nicht gedankenlos, sondern genau das meinen, was man sagt. Demütig, das heißt, mit dem Gefühl und dem Wissen, dass man ein Sünder ist und die Gnade Gottes braucht. Man soll also beten, wie es der Zöllner tat und nicht wie der Pharisäer, der Gott dafür dankte, daß er angeblich "besser als die anderen" war.

Mit Vertrauen darauf, dass uns Gott geben wird worum wir bitten, wenn es unserem Heile dienlich ist. Uneigennützig, das heißt: wir sollen Gottes Gnade nicht allein für uns erbitten, sondern auch für andere Menschen.

3. Das Herrengebet (Vaterunser)

Jeder getaufte Christ soll sich immer bewusst sein, dass er durch die Taufe ein Kind Gottes geworden ist. So muss es uns auch ein Bedürfnis sein, uns täglich an unseren Vater im Himmel zu wenden, Ihm zu danken, Ihn zu loben, Ihn um Hilfe oder um Verzeihung für unsere Sünden zu bitten. Das tun wir im Gebet. Ohne Hilfe Gottes können wir im Leben nichts Rechtes ausrichten, denn wir sind dann schutzlos dem Bösen ausgeliefert. Wenn wir aber innig und aufrichtig zu Gott beten, dann können wir seines Schutzes und seiner Hilfe gewiss sein.

Ein Vorbild, wie wir beten sollen hat uns der Herr Jesus Christus gegeben.

Als die Jünger den Herrn Jesus baten, Er möge sie lehren, wie man beten solle, lehrte sie der Herr folgendes Gebet, das jeder orthodoxe Christ auswendig wissen und täglich beten soll:

Vater unser, der Du bist in den Himmeln, geheiliget werde Dein Name, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden; unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Üblen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

Frage: Warum sagen wir "Vater unser" und nicht "Vater mein"?

Antwort: Weil der Herr uns lehren wollte, nicht nur für uns selber, sondern auch für andere zu beten.

Frage: Weshalb sagen wir: "der Du bist in den Himmeln"?

Antwort: Wir erkennen damit, dass Gott nicht nur auf Erden, sondern auch im ganzen Weltraum zugegen ist. Als der Herr Jesus seinen Jüngern das Vaterunser beibrachte, glaubte man allgemein, die Erde sei eine flache Scheibe und der Himmel eine Art Gewölbe darüber, an dem die Sterne angebracht waren. Für sie also gab es nur einen Himmel. Trotzdem sprach Jesus von den Himmeln in der Mehrzahl. Als Gott wusste er eben mehr als seine Mitmenschen.

Frage: Was bedeuten die Worte: "geheiliget werde Dein Name"?

Antwort: Wir bitten, dass auch die anderen Menschen an Gott glauben, Ihn ehren, und dass sie seinen Namen nicht gedankenlos, ohne Ihn anzubeten, aussprechen.

Frage: Was bedeutet: "Dein Reich komme"?

Antwort: Wir bitten mit diesen Worten darum, dass Gottes Gebote eingehalten werden mögen. Wenn dies nämlich geschähe, dann gäbe es kein Unrecht und keine Not mehr. Da die Menschen allgemein aber noch weit davon entfernt sind, immer die Gebote Gottes zu halten, bitten wir Gott mit diesen Worten uns zu helfen, wenigstens in unserem Umkreis alles zu tun, um das Reich ( = die Herrschaft) Gottes überall zu fördern.

Frage: Warum beten wir: "Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden"?

Antwort: Die Engel im Himmel gehorchen Gott dem Herrn nicht aus Angst, sondern aus Liebe, weil sie wissen und sehen, dass Er nur das Beste will. Und wir wünschen von ganzem Herzen, dass die Menschen auf Erden auch aus Liebe Gottes Willen tun, also Seine Gebote halten. Wir sagen ebenfalls unserem Vater im Himmel, dass wir mit allem demütig einverstanden sind, was sein Wille ist; wir bekennen das ausdrücklich, obgleich wir Oft die Fügungen Gottes nicht verstehen. Wir wissen nämlich, dass Gott nichts Unrechtes wollen kann. Nur Menschen können Unrechtes wollen.

Frage: Warum sollen wir sagen: "Unser tägliches Brot gib uns heute", auch wenn wir oder unsere Eltern einen guten Verdienst oder ein Vermögen haben?

Antwort: Weil wir immer daran denken sollen, dass alles, was wir sind und haben, eine Gabe Gottes ist. Auch unser Können und unser Fleiß, durch die wir Geld verdienen, sind eine Gabe Gottes. Jeder von uns kann in einem Augenblick seine Gesundheit, seine Arbeitskraft, seine Intelligenz, seine Ersparnisse oder sein Vermögen, ja sein Leben verlieren. Um das zu wissen, braucht man nur die Augen aufzumachen, die Schicksale der Menschen in der Vergangenheit zu betrachten oder nur die Zeitung zu lesen.

Frage: Was verstehen wir unter "tägliches Brot"?

Antwort: Unter "tägliches Brot" verstehen wir alles, was für Körper und Seele nötig ist. Durch diesen Ausdruck werden wir auch daran erinnert, dass wir nicht zu denen gehören sollen, die immer mehr haben wollen und nie mit dem, was sie haben, zufrieden sind.

Frage: Warum beten wir: "vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern"?

Antwort: Weil wir lernen müssen, unseren Mitmenschen zu verzeihen, wenn uns das auch manchmal schwer fällt. Wir müssen aber immer bedenken, dass wir durch unsere großen und kleinen Sünden Gott gegenüber viel mehr schuldig sind» als andere Menschen uns schuldig wurden. Die Vergeltung des Unrechts müssen wir Gott überlassen: Er wird es schon richtig und in gerechter Weise tun. Wenn wir uns so verhalten, können wir ganz sicher sein, dass Gott uns alle unsere Schulden vergeben wird.

Frage: Woher wissen wir das?

Antwort: Aus der Heiligen Schrift, und zwar:

Matthäus 6, 14-15: "Wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vater euere Übertretungen nicht vergeben".

Markus 11, 25: "Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wenn ihr etwas gegen jemand habt, auf dass auch euer Vater im Himmel euch euere Übertretungen vergebe. Wenn ihr aber nicht vergebet, so wird euer Vater, der im Himmel ist, euere Übertretungen nicht vergeben."

Lukas 6,37: "Vergebet, so wird euch vergeben".

Frage: Warum heißt es: "und führe uns nicht in Versuchung"?

Antwort: Zwar versucht uns nicht Gott, sondern der Teufel, aber Gott kann entweder uns vor der Versuchung bewahren oder die Versuchung aufhören lassen, oder aber uns die Kraft geben, der Versuchung zu widerstehen, Wir bitten also darum, dass Gott es nicht zulassen möge, dass wir der Versuchung erliegen.

Frage: Was ist gemeint mit der Bitte: "sondern erlöse uns von dem Üblen"?

Antwort: Wir bitten Gott darum dass Er uns befreie, wenn wir aus Schwäche doch in die Gewalt des Teufels geraten sollten.

Frage: Was bedeutet: "denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit"?

Antwort: Damit erkennen wir Gott als höchste Macht und bewundern Seine Kraft und Seine Herrlichkeit. Wir bekennen gleichzeitig unseren Glauben daran, dass Gott dreieinig ist (Vater, Sohn und Heiliger Geist).

Zum Schluss bekennen wir, dass Gott weder einen Anfang gehabt hat, noch ein Ende haben kann. Das können wir jetzt nicht begreifen, werden aber nach unserem Tode verstehen, wenn wir zu unserem himmlischen Vater kommen.

Frage: Was bedeutet das Wort: "Amen"?

Antwort: Je nachdem, worauf sich dieses Wort bezieht, deutet es: "So ist es" oder "So soll es sein".

Die Einleitungsgebete.

"Einleitungsgebete" sind diese Gebete deshalb genannt, weil sie am Anfang eines jeden Gottesdienstes gesprochen werden.

Himmlischer König, Du Tröster, Du Geist der Wahrheit, der Du überall bist und alles erfüllest, Du Hort der Güter und Spender des Lebens! Komm und wohne in uns und reinige uns von jeder Befleckung und errette, o Gütiger, unsere Seelen!

Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser! (Dieses Gebet wird dreimal wiederholt.)

Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem hl. Geiste, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen

Heilige Dreifaltigkeit, erbarme Dich unser! Herr, reinige uns von unseren Sünden! Gebieter, vergib unsere Missetaten! Heiliger, besuche und heile unsere Gebrechen um Deines Namens willen.

Herr, erbarme Dich! Herr, erbarme Dich! Herr, erbarme Dich!

Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem hl. Geiste, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

Vater unser, der Du bist in den Himmeln! Geheiliget werde Dein Name; Dein Reich komme; Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden; unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Üblen, denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes, jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.

Kurzes Morgengebet für Jugendliche.

Vater unser, der Du bist in den Himmeln!...

Gottesgebärerin, Jungfrau! Gegrüßt seist Du, Maria, voll der Gnade! Der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, denn Du hast den Heiland unserer Seelen geboren.

O Engel Gottes, Schützer meiner Seele und meines Leibes, verlasse mich nicht, bewahre mich vor jedem Übel und führe mich auf den Pfad des Heils, Amen.

Heilige(r) . . ., mein Helfer und Fürbitter, bitte für mich!

Abendgebet für Jugendliche.

Vater unser, der Du bist in den Himmeln...

Gottesgebärerin, Jungfrau! Gegrüßt seist Du, Maria, voll der Gnade! Der Herr ist mit Dir. Du bist gebenedeit unter den Weibern und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, denn Du hast den Heiland unserer Seelen geboren.

Wir beten für unsere Angehörigen, Verwandte und Freunde: Errette, o Herr ... (nenne leise oder in Gedanken: deine Eltern, Geschwister, Lehrer, auch deinen Hausarzt, damit Gott ihn erleuchte, dann deine Freunde, diejenigen, die dir heute etwas Gutes getan haben, dann die Kranken, die du kennst und Menschen, von denen du weißt, dass sie in Not geraten sind). Wenn du alle genannt hast, sage zum Schluss: . . . erbarme Dich ihrer und hilf ihnen.

Wenn du verstorbene Angehörige oder Bekannte hast, bete: Gib, Herr, die ewige Ruhe bei Dir... (nenne die Verstorbenen).

Lass Deiner Diener Seelen ruhen inmitten der Heiligen am Orte, wo es keine Traurigkeit, kein Leid und kein Seufzen gibt, sondern allein ein unendliches Leben. Amen.

Beschütze uns, o Herr, mit der Kraft Deines heiligen Kreuzes und bewahre uns vor jedem Übel, Amen.

Würdig ist es, Dich selig zu preisen, o Gottesgebärerin, allzeit Hochselige und Unbefleckte und Mutter unseres Gottes. Du bist ehrwürdiger als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, denn Du unversehrt Gott das Wort geboren hast, o wahrhafte Gottesmutter, Dich preisen wir hoch!

Gebet vor dem Essen.

Aller Augen warten auf Dich, und Du gibst ihnen Nahrung zur rechten Zeit. Du tust Deine milde Hand auf und erfüllest alles, was da lebt, mit Wohlgefallen.

Gebet nach dem Essen.

Wir danken Dir, o Christus, unser Gott, dass Du uns mit Deinen irdischen Gütern gespeist hast. Entziehe uns nicht Dein himmlisches Reich. Wie Du zu Deinen Jüngern kamst und ihnen den Frieden schenktest, komme zu uns und errette uns.

Vor dem Unterricht (bzw. auf dem Schulweg).

O gütiger Herr, Sende uns herab die Gnade Deines Heiligen Geistes, um unseren Verstand zu erleuchten und zu stärken!

Nach dem Unterricht (oder beim Abendgebet).

Wir danken Dir, o Schöpfer, dass Du uns Deine Gnade gegeben hast, um dem Unterricht zuzuhören. Segne unsere Vorgesetzten, Eltern und Lehrer und gib uns Kraft und Stärke, um weiterlernen zu können.

(Anmerkung: Die letzten zwei Gebete können nötigenfalls auch in der Einzahl gesprochen werden, also z. B.: "Ich danke Dir ..." usw.)

Gebet für die Kranken.

O Herr, wir flehen Dich an: Sende herab vom Himmel Deine heilende Kraft und sei der Arzt Deines Knechtes (oder Deiner Magd), richte ihn (sie) auf vom Krankenlager, lass ihn (sie) wieder heil und gesund werden und gib ihn (sie) Deiner Kirche zurück, auf dass er (sie) in ihr gute Werke vollbringen und Deinen Willen erfüllen darf. Denn an Dir ist es, uns zu erretten und Dich unser zu erbarmen. Darum senden wir Dir Lob und Preis empor, jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Gebet für die Verstorbenen.

Gedenke, o Herr, der Seelen Deiner entschlafenen Diener und Dienerinnen (N.N.) und aller ihrer verstorbenen Verwandten. Vergib ihnen ihre bewussten und unbewussten Sünden. Lasse sie mit Deinen Heiligen wohnen und an Deiner ewigen Glückseligkeit teilnehmen.

Lasse Deiner Diener Seelen ruhen mit Deinen Heiligen am Orte, wo es keine Trübsal, kein Leid und kein Seufzen gibt, sondern allein ein unendliches Leben. Amen.

Gebete vor der Kommunion.

Herr, ich glaube und bekenne, dass Du bist wahrhaft Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, der in die Welt gekommen ist, um die Sünder zu erretten, unter denen ich der erste bin. Auch glaube ich, dass dies wahrhaftig Dein allerreinster Leib ist und das wahrlich Dein ehrwürdiges Blut selbst ist. Darum flehe ich zu Dir. Erbarme Dich meiner und vergib mir alle meine Sünden, die freiwilligen und die unfreiwilligen, durch Worte, Werke oder Gedanken, die bewussten und die unbewussten, und würdige mich, ungerichtet an Deinen hochheiligen Geheimnissen teilzunehmen, zur Vergebung der Sünden und zum ewigen Leben, Amen.

Bei Deinem geheimnisvollen Mahle, o Gottessohn, nimmst Du mich heute als Tischgenossen an. Nicht will ich ja Deinen Feinden das Geheimnis verraten, keinen Kuss will ich Dir geben, wie der Judas, sondern mit dem Schächer bekenne ich Dich und spreche: Gedenke meiner, O Herr, in Deinem Reiche!

Lass mich an Deinem heiligen Sakrament teilnehmen, nicht zum Gericht noch zur Verdammnis, sondern zur Heiligung meiner Seele und meines Leibes, Amen.

Gebet nach der Kommunion.

Herr, der Du mir Dein Fleisch zur Nahrung gabst, der Du wie ein Feuer die Unwürdigen versengst! Versenge mich nicht, der Du mein Schöpfer bist. Dringe vielmehr in alle meine Glieder ein, in mein Gebein, in mein Inneres, in mein Herz. Vernichte den Unrat meiner Sünden. Reinige die Seele und heilige das Gemüt, stärke meine Glieder, verkläre meine fünf Sinne und mache mich fest in Deiner Furcht. Beschirme, behüte und bewahre mich stets vor jedem Werk und Wort, das der Seele Verderben bringt. Heilige, reinige und schmücke mich, mache mich besser, belehre und erleuchte mich. Bereite mich, dass ich allein Deines Geistes und nicht mehr der Sünde Wohnung sei. Mache, dass jeder Frevler und jede Leidenschaft vor mir wie vor dem Feuer flieht, weil ich durch die Kommunion Dein geworden bin, Amen.

TEIL VI. Der Gottesdienst.

Der Gottesdienst

Eine Liebe, die sich nicht äußert, hat keinen Wert. Was würden wir empfinden, wenn unsere Eltern, Geschwister und Schulfreunde uns zwar "innig liebten", aber mit keinem Wort und mit keiner Tat jemals ihre Liebe zeigten? Was hätten wir von ihnen, wenn sie sich nicht mit uns unterhalten würden, uns keine Geschenke machten, ja sich so benehmen würden, als ob sie uns gar nicht kannten? Wir freuen uns aber, wenn sie uns ihre Liebe bezeugen. Auch eine Mutter freut sich, wenn man ihr zum Muttertag ein Geschenk bringt.

Gott ist unser Vater. Er freut sich auch, wenn wir Ihm unsere Liebe bezeugen. Dies tun wir, indem wir Ihn in den Ihm geweihten Häusern loben, Ihm danken und Ihn anbeten. Wir bezeugen unsere Liebe zu Gott in den Kirchen auch durch Wandmalereien, Ikonen, Lichter und Blumen und durch das Singen von schönen Liedern. Wir feiern in seinem Namen Feste. Gott belohnt uns dafür mit innerer Freude. Solch eine Freude kennt kein Mensch, der sich am kirchlichen Leben nicht beteiligt.

1. Die Gotteshäuser

Unsere Gotteshäuser sind meist in byzantinischem Stil gebaut. Aber das ist kein Gesetz. Man kann auch jedes saubere Gebäude zur Kirche gestalten, wie wir es heutzutage sehr oft sehen. Meistens sind die Kirchen in Ländern, in denen die orthodoxen Christen in der Minderheit sind, in Gebäuden eingerichtet, die früher Gotteshäuser anderer Konfessionen waren, also äußerlich nicht an die Kirchen in Ländern mit überwiegend orthodoxer Bevölkerung erinnern. Das Innere der Gotteshäuser soll aber nach bestimmten festgelegten Regeln eingerichtet werden.

Diese Regeln werden auch eingehalten, ob es sich nun um einen reich ausgestatteten oder einen ganz schlichten Raum handelt, in dem der Gottesdienst stattfinden soll. Wenn der Raum nicht nur für ein paar Stunden, sondern für längere Zeit von der Gemeinde zur Abhaltung des Gottesdienstes gemietet wird, soll er folgendermaßen aussehen: Er soll einen Vorraum, das Kirchenschiff und den Altarraum enthalten.

Der Vorraum oder "narthex" befindet sich gleich am Eingang. In Missionsländern halten sich dort die noch nicht getauften, die Katechumenen, auf, weil sie das Innere der Kirche vor der Taufe nicht betreten dürfen. In diesem Vorraum befindet sich gewöhnlich auch das Taufbecken. In unseren Ländern, in denen die Ungetauften nur Säuglinge oder Kleinkinder sind, gibt es auch Kirchen ohne Vorraum.

Das Kirchenschiff ist ein großer Raum, in dem sich die Gläubigen während des Gottesdienstes aufhalten. Er ist, meist durch Säulen, in drei Teile aufgeteilt. An den Seiten können sich Analogien (Pulte) mit Ikonen befinden. Auf einer Seite befindet sich ein großes Kruzifix und davor ein dunkel überzogener Tisch mit einem viereckigen Kerzenständer. Hier werden nicht-eucharistische Seelenämter vollzogen. Längs der Wände befinden sich Bänke oder Stühle für die älteren oder gebrechlichen Christen, die nicht während des ganzen Gottesdienstes stehen können. Ikonostase bei geöffneter königl. Pforte. im Altarraum der Thron (Altartisch).

Vorne befindet sich die Ikonostasis oder Bilderwand. Es ist eine Scheidewand oder ein Gitter mit drei Türen, an denen Ikonen angebracht sind. Den mittleren, größten Eingang nennt man Königliche oder Heilige Pforte, so genannt, weil durch sie der amtierende Priester mit dem Heiligen Sakrament in den Händen auf das Podium hinaustritt. Der Raum zwischen der Königlichen Pforte und dem Heiligen Thron (Altartisch) darf nur von Geistlichen, vom Diakon an aufwärts, betreten werden.

Rechts von der Königlichen Pforte befindet sich stets ein Bild des Heilands, links eines von der Gottesmutter. Hinter der Königlichen Pforte befindet sich stets ein Vorhang, der zu bestimmten Zeiten des Gottesdienstes und auch in der Zeit, während der kein Gottesdienst stattfindet, zugezogen ist. Während des Gottesdienstes versinnbildlicht der Altarraum das Himmelreich. Die Königliche Pforte ist meist mit kleineren Ikonen geschmückt.

Auf der Ikonostase, genau über der Königlichen Pforte» befindet sich ein Bild des Letzten Abendmahls. Auf den Seitentüren sind Engel dargestellt als Wächter des Heiligtums.

In den griechischen Gotteshäusern befindet sich auf der rechten (vom Kirchenschiff aus gesehen auf der linken) Seite der Bischofsthron, auf dem sich der amtierende Bischof während des Gottesdienstes zu gewissen Zeiten aufhält. Der Bischof gilt im Gottesdienst als Stellvertreter Christi. Gegenüber steht in manchen Ländern eine Kanzel. In anderen Ländern wird die Kanzel durch die Solea ersetzt. Dies ist ein Platz vor der Königlichen Pforte auf dem Podium des Altarraums. Von dort führen Stufen in das Kirchenschiff. Rechts und links auf dem Podium befinden sich je ein durch Gitter umfriedeter Sängerstand. Ebenfalls auf dem Podium befinden sich symmetrisch zwei Kerzenständer, mit je einem hohen Ölbrenner oder einer hohen Kerze in der Mitte. Vor den Sängerständen, im Kirchenschiff, stehen mit Brokat, Samt oder Leinen bezogene Pulte, auf denen Ikonen liegen. In der Mitte des Kirchenschiffs hängt von der Decke herab ein großer Kronleuchter.

Der Altarraum oder das Heiligtum soll gen Osten gewendet sein. Er soll höher als das Kirchenschiff stehen Hier dürfen sich nur die Geistlichen aufhalten. Es ist der heiligste Teil des Gotteshauses. Hier wird die Göttliche Liturgie (die Eucharistie) vollzogen.

2. Der Altarraum und seine Einrichtung

Der Thron oder die Heilige Tafel befindet sich genau in der Mitte des Altarraums. Hier vollzieht sich die Heilige Wandlung, das Geheimnis des Abendmahls. Der Thron ist immer mit zwei Decken überzogen. Die untere ist weiß und stellt das Grablinnen Christi dar. Die obere ist aus Brokat oder einem anderen kostbaren Stoff. Für das Sakrament der Heiligen Eucharistie müssen auf dem Thron noch folgende Decken liegen: Das Iliton und das Antimension, auf dem die Grablegung Christi dargestellt ist. Darin sind auch Reliquien eingenäht.

Die ersten Christen feierten nämlich die Eucharistie über den Grabstätten der Märtyrer. Das Antimension ist ein Ersatz für die Märtyrergrabstätten. Antimension bedeutet Ersatztisch. Es soll unbedingt von einem Bischof geweiht werden, der diese Weihe durch das Aufdrücken eines Siegels bestätigt. Zur Feier der Liturgie wird auch das Aer benötigt. Es ist eine goldbestickte Decke aus kostbarem Stoff, die zum Zudecken der heiligen Gaben dient. Diese Decke stellt das Leichentuch dar, in das Joseph von Arimathia den Leichnam des Herrn eingewickelt hat.

Auf dem Thron liegen: Das Evangelienbuch und der Gabenbehälter, in dem die Heilige Eucharistie für die Schwerkranken aufbewahrt wird. Darin werden ebenfalls die vorgeweihten Heiligen Gaben für die Liturgie der Vorgeweihten Gaben bewahrt. Der Gabenträger, in dem die Heilige Eucharistie in die Häuser der Schwerkranken gebracht wird. Das Thronkreuz, das während des Gottesdienstes und bei der Beichte vom Priester den Gläubigen zur Verehrung gereicht wird. Mit ihm wird ebenfalls die Wasserweihe vollzogen. Der Heilige Thron und die auf ihm liegenden Gegenstände dürfen nur von Priestern berührt werden.

Links vom Thron steht ein Tisch, Vorlegetisch oder Opfertisch genannt. In manchen Ländern ist es eine in die Wand eingelassene Nische. Dort findet die Zubereitung und die Segnung des Brotes und des W eines vor der Feier der Göttlichen Liturgie statt. Oft wird über diesem Tisch die Geburt Christi in Bethlehem dargestellt. Jedenfalls soll der Opfertisch an die Geburt Christi erinnern. Auf der rechten Seite steht der Sakristeischrank, in dem die liturgischen Geräte und die Amtsgewänder der Geistlichkeit aufbewahrt werden. In einigen sehr alten Kathedralen sind hinter dem Thron Sitze für die mitfeiernden Bischöfe angebracht, auf denen sie während der Prophetien- und Psalmen - Lesungen Platz nehmen.

Auf dem Opfertisch liegen: Das heilige Potirion oder der Kelch; Der Diskos, auf den die Brotteilchen gelegt werden; Der Asteriskos (= der Stern) zum Zudecken der Brotteilchen; Der Kommunionslöffel; Der Schwamm oder ein sauberes Tuch zum Abwischen der Brotteilchen.

3. Die liturgischen Gefäße und Geräte

Das Rauchfass. Es hängt an einer Kette. Damit wird während des Gottesdienstes zu bestimmten Zeiten Weihrauch verbreitet. Der duftende Rauch, der emporsteigt, versinnbildlicht die Gebete der heiligen und der frommen Christen, wie es auch im Buche der Offenbarung (5, 8) steht.

Der Myronbehälter, in dem das Myron für die Myronsalbung bewahrt wird. Lichtkörper und Kerzen vor den Ikonen sollen unsere Ehrung der darauf dargestellten Personen bezeugen. Sie versinnbildlichen auch das innige und beharrliche Gebet. Dieser Brauch war früher mit der Gepflogenheit verbunden, im Gebet zu bleiben, solange die Kerze brannte. Außerdem ist heute die Kerze eine Spende zur Erhaltung des Gotteshauses und ein Beitrag zu seinem Schmuck.

4. Die gottesdienstlichen Bücher

Diese sind: Das Evangelienbuch. Im Laufe mehrerer Gottesdienste verehren die Gläubigen das Evangelienbuch, indem sie sich vor ihm verneigen und es küssen. Damit bekennen sie sich vorbehaltlos zu allem, was in diesen geheiligten Büchern steht. In unseren Tagen ist diese Geste besonders wichtig und nötig. Sie ist wie ein Treueeid. Wir bekennen uns damit vorbehaltlos, also ohne "Wenn" und "Aber" zu dem Wort Gottes, wie es uns die Apostel im Auftrag des Herrn aufgeschrieben haben.

Das Apostelbuch. Es enthält die Apostelgeschichte und die Apostelbriefe.

Das Menologion (Zwölfmonatsbuch). Es enthält die gottesdienstlichen Gebete, eingeteilt nach Kalendertagen.

Der gottesdienstliche Psalter, Er enthält die Psalmen, eingeteilt in 20 Abteilungen, Kathismen genannt; zu jeder Kathisme gehören zusätzliche Gebete.

Das Oktoichos (Buch der acht Töne). Es enthält verschiedene Lesungen und Gebete für die Sonntage und Samstagabende, eingeteilt nach den "Acht Tönen" der Psalmodie. An jedem

Sonntag wird einer dieser acht Töne gelesen. Jedem Ton sind zusätzlich Lieder- und Gebetstexte zugeordnet.

Das Fastentriodion mit Liedern und Gebeten für die Zeit vom Sonntag des Zöllners und des Pharisäers bis einschließlich zum Karsamstag.

Das Pentekostarion mit Liedern und Gebeten für die 50 Tage der Osterzeit vom Ostersonntag bis zum Sonntag Allerheiligen (dem Sonntag nach Pfingsten).

Das Liturgikon. Es enthält die Ordnung und die Texte der Göttlichen Liturgien von Johannes Chrysostomos, von Basilius dem Großen und die Liturgie der Vorgeweihten Gaben.

Das Stundengebetsbuch, eingeteilt nach Gebetsstunden oder Horen; es enthält auch Canones.

Das Typikon enthält alle Vorschriften» die den Vollzug der Gottesdienste betreffen.

5. Die liturgischen Gewänder.

Die feierlichen Gewänder gelten der Ehre Gottes. Sie werden von den amtierenden Geistlichen nur im Gotteshaus und nur während der Gottesdienste getragen. Sie sind in verschiedenen Ländern verschieden zugeschnitten. Auch die Tracht der Geistlichkeit, außer der Gottesdienstzeit ist in verschiedenen Ländern verschieden. Gleich sind in allen Ländern die folgenden Gewänder und Amtszeichen:

Gewänder des Bischofs:
Das Hauptzeichen der Bischofswürde ist das Omophorion, ein Schultergewand. Außerdem: Der Sakkos, ein kürzeres Amtsgewand als das des Priesters, die Mandya, ein vorne offener breiter Umhang, den der Bischof bei verschiedenen Gottesdiensten (nicht aber während der Göttlichen Liturgie) trägt. Der Hirtenstab, der auf das Hirtenamt des Bischofs hindeutet.

Gewänder des Priesters:
Die Pheloni, ein ärmelloser Umhang (Obergewand). Bei jeder Amtsverrichtung trägt der Priester das Epitrachilion (oder: Stola), deren Enden vorn zusammengenäht sind. Das ist das äußere Zeichen der Priesterwürde. Für bestimmte Amtshandlungen, zum Beispiel beim Abhören der Beichte, bei der Erteilung der Kommunion am Krankenbett und beim Lesen der Morgengebete während der Sechspsalmenlesung genügt für den Priester das Anlegen des Epitrachilions.

Gewänder des Diakons:
Das äußere Zeichen der Diakonswürde ist das Orarion, ein langes mit Stickereien versehenes Band aus Brokat oder festem Leinen. Statt der Pheloni trägt der Diakon ein Sticharion, ein mit Ärmeln versehenes Gewand. Die Geistlichen aller drei Stufen tragen außerdem beim Gottesdienst Ärmelhalter, eine Art Manschetten, um nicht durch die breiten Ärmel in ihren Bewegungen gehindert zu werden.

6. Die Gottesdienstordnung.

Die Eucharistische (oder: Göttliche) Liturgie.

Schon in der Apostelzeit wurde eine Ordnung für die Gottesdienste geschahen. Als erster schrieb der Apostel Jakobus eine Gottesdienstordnung. Diese führten die Gemeinden ein. Sie wurde im 4. Jahrhundert durch die etwas kürzere Ordnung der Göttlichen Liturgie von hl. Basilius dem Großen ersetzt. Diese Liturgie wird in unserer Zeit zehnmal im Jahr gefeiert und zwar.

An den fünf ersten Sonntagen der Großen Fastenzeit
Am Großen Donnerstag (Gründonnerstag)
Am Großen Samstag (Karsamstag)
Am Vorabend des Epiphaniasfestes
Am hl.- Basilius- Fest (1. Januar).

Nach dem hl. Basilius schrieb der hl. Johannes Chrysostomos eine noch kürzere Gottesdienstordnung für die Göttliche Liturgie. Diese wurde schließlich für die gesamte Orthodoxe Kirche angenommen und kanonisiert (= zur Vorschrift gemacht). Sie wird überall, das ganze Jahr hindurch (außer in den oben erwähnten Tagen) gefeiert.

Die Liturgie der Vorgeweihten Gaben

Während der Großen Fastenzeit, jeweils am Mittwoch und Freitag sowie an den drei ersten Tagen der Karwoche, wird statt der Eucharistie die Liturgie der Vorgeweihten Gaben gefeiert. Da diese Tage Buß- und Trauertage sind, kann in dieser Zeit ein so freudevoller Gottesdienst wie die Göttliche Liturgie nicht abgehalten werden. Deshalb wird an diesen Tagen ein Gottesdienst gefeiert, an dem keine Wandlung stattfindet. Die Gläubigen kommunizieren mit den heiligen Gaben, die bei der vorhergehenden Eucharistie - Liturgie gewandelt wurden. Es ist ein ernster, feierlicher, aber auch sehr schöner Gottesdienst, der den Teilnehmer besonders tief beeindruckt.

Die regelmäßigen Gottesdienste

Außer der Göttlichen Liturgie werden das ganze Jahr hindurch in allen orthodoxen Klöstern und auch in manchen Pfarrkirchen folgende Gottesdienste gefeiert :

1. Die vier Gebetsstunden (Horen):
a) Die erste Stunde, die gegen 7 Uhr früh gebetet wird:
b) die dritte Stunde, die gegen 9 Uhr früh gebetet wird;
c) die sechste Stunde, die gegen 12 Uhr mittags gebetet wird;
d) die neunte Stunde, die gegen 15 Uhr gebetet wird.

2. Das Abendamt oder die Vesper am späten Nachmittag;

3. Das Spätabendamt als Gebet vor der Nachtruhe;

4. Das Mitternachtsamt im Gedenken an das nächtliche Gebet Christi und an seine Wiederkunft zum Gericht;

5. Das Morgenamt, das bei Sonnenaufgang stattfinden soll. In manchen Ländern wird es unmittelbar vor der Göttlichen Liturgie gefeiert, in anderen am Samstag nach dem Abendamt;

6. Die Heilige Eucharistie oder Göttliche Liturgie.
Sie ist der wichtigste Gottesdienst der orthodoxen Kirche, weil bei dieser kirchlichen Handlung Brot und Wein zum Leib und Blut Christi durch die Kraft und die Gnade des Heiligen Geistes verwandelt werden.

TEIL VII. DIE GÖTTLICHE LITURGIE, von ST. JOHANNES CHRYSOSTOMOS.

Die Liturgie teilt sich in drei Teile:
1) Die Proskomidie, also die Vorbereitung der Heiligen Gaben für die Eucharistie;
2) die Liturgie der Katechumenen;
3) die Liturgie der Gläubigen.

1. Die Proskomidie

Für den Vollzug der Proskomidie braucht der Priester fünf Brote, gebacken aus reinem Weizenmehl ohne Salz. Das erste Brot, Opferbrot genannt, kann größer sein als die anderen, je nachdem wie viele Kommunikanten anwesend sind. Weiterhin braucht der Priester Rotwein und Wasser. Während der Priester im Altarraum die Proskomidie vollzieht, wird im Kirchenschiff das Morgenamt gefeiert oder Gebetsstunden gelesen oder Psalmen gesungen.

Ordnung der Proskomidie

Zuerst nimmt der Priester das Opferbrot in die Hand. Dieses Brot trägt wie alle anderen Brote, auf seiner oberen Seite dieses Zeichen: ICXC + NIKA Dies sind Buchstaben des griechischen Alphabets. Sie bedeuten: IC - Jesus; XC = Christus; NIKA = siegt.

Aus diesem Brot schneidet er unter Beten von Bibelversen, die auf die Kreuzigung Christi hindeuten, in jede Seite das Siegel hinein. Schließlich hebt er das herausgeschnittene viereckige Teil heraus und legt es mit dem Siegel nach unten auf den Diskos. Dieses viereckige Brotteil nennt man Agnus, das Lamm, weil es Christus, das Lamm Gottes, darstellt. Dann schneidet der Priester den Agnus kreuzweise, so dass auf dem Diskos nun vier Teile liegen.

Von dem zweiten Brot schneidet er ein Teilchen zur Ehre der Gottesmutter heraus. Aus dem dritten Brot nimmt er neun Teilchen zur Ehre der Heiligen. Aus dem vierten Brot nimmt er ein Teilchen und betet dabei für den Patriarchen, Metropoliten, Erzbischof oder Bischof seiner Diözese, dann nimmt er ein Teilchen für den Landoberen, wenn dieser ein Christ ist, und gedenkt der Lebenden, welcher er will. Aus dem 5. Brot nimmt er Teilchen für die Verstorbenen, ein Teilchen bei jedem Namen, wie bei den Lebenden. Zuletzt nimmt er wieder das vierte Brot und erwähnt sich selbst. Er gedenkt auch der Lebenden und der Verstorbenen, deren Namen er den von den Gläubigen gebrachten Gedenklisten entnimmt. (Jedem Zettel entspricht ein Brot, das dem Gläubigen nach der Liturgie zurückgegeben wird.) Auch da entspricht jedem Namen ein Brotteilchen. Diese Teilchen legt er in Reihen unter den anderen.

Wenn er mit allem fertig ist, sieht der Diskos mit den Brotteilchen so aus: ... .

Somit ist, um das Lamm vereint, die siegreiche Kirche des Himmels und die kämpfende Kirche auf Erden sinnbildlich dargestellt. Über den Diskos wird dann der Asteriskus, der Stern gestellt und darüber die Diskosdecke gelegt. Danach gießt der Priester oder der Diakon Wein und das Wasser in den Kelch und deckt diesen mit der entsprechenden Decke zu. Zuletzt deckt der Priester Diskos und Kelch zusammen mit dem Aer. Damit sind die Heiligen Gaben für den Großen Einzug bereit. Danach werden Gebete an die Gottesmutter und die Heiligen gesprochen, damit sie den Segen Gottes auf diese Vorbereitung erbitten.

2. Die Liturgie der Katechumenen

"Katechumenen" nennt man alle, die sich zur Taufe vorbereiten. In unseren Ländern gibt es kaum welche, da die Christen meist schon als Säuglinge getauft werden. Aber in den Missionsländern gibt es oft viele. Während dieses Teils der Messe soll die Gemeinde an die zu Taufenden denken und für sie beten.

Die Liturgie der Katechumenen ist in vier Teile geteilt:
1) Die Anfangsgebete;
2) der kleine Einzug;
3) die Lesungen aus den Apostelbriefen und den Evangelien;
4) die Litaneien und Gebete für die Katechumenen.

Die Anfangsgebete

Der Priester stellt sich vor den Thron, verneigt sich davor und küsst erst ihn, dann das Evangelienbuch. Danach beschreibt er mit dem Evangelienbuch das Kreuzzeichen über den Thron und ruft laut: "Gepriesen sei das Reich des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes jetzt und allezeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit!"

Die Gemeinde oder der Chor antwortet: Amen. Das ist der Anfang der Göttlichen Liturgie. Danach spricht der Diakon oder, wenn keiner zugegen ist, der Priester die Große Litanei, auch Friedenslitanei genannt. Sie beginnt mit den Worten: "Lasset uns in Frieden zu dem Herren beten!"

Es folgen die Antiphonen, die von der Gemeinde oder vom Chor gesungen werden. Als dritte Antiphon singt man die Seligpreisungen oder andere Hymnen, je nach dem Tag.

Der kleine Einzug

Während des Singens der dritten Antiphon kommt aus der linken Tür der Ikonostase der Priester, der das Evangelienbuch hält. Ihm gehen Ministranten mit Rauchfass und Kerze voraus. Das Evangelienbuch erinnert uns an Christus, der, um zu predigen, in die Welt hinauszieht. Als der Zug vor der Königlichen Pforte angelangt ist, ruft der Diakon oder der Priester.

"Weisheit! Steht aufrecht!" Dies heißt: "Das Evangelium ist die höchste Weisheit. Vor ihm sollen wir in Ehrfurcht und Andacht stehen."

Es folgt das Trishagion (das Dreimalheilige): "Heiliger Gott, Heiliger Starker, Heiliger Unsterblicher, erbarme Dich unser." (Dreimal).

Die Lesungen

Von einem Gläubigen, meist dem Chormeister oder einem guten Sänger, werden Psalmenverse und danach der anfallende Abschnitt aus einem Apostelbrief bzw. aus der Apostelgeschichte psalmodiert. Dann liest der Diakon bzw. der Priester das dem Tag entsprechende Kapitel aus dem Evangelium. Nach dem Evangelium kann die Predigt stattfinden. Manche Pfarrer ziehen es jedoch vor, die Predigt am Ende des Gottesdienstes zu halten.

Die Litaneien

Es folgen: Die inbrünstige Litanei, die Gebete für die Verstorbenen und die Litanei für die Katechumenen. Am Ende dieser Liturgie ruft der Priester oder der Diakon: "Ihr Ungetauften, entfernt euch! Ihr Ungetauften, entfernt euch! Kein Ungetaufter bleibe!"

3. Die Liturgie der Gläubigen

Nun beginnt der wichtigste Teil des Gottesdienstes, der die Wandlung enthält. Die "Liturgie der Gläubigen" kann man in sieben Teile aufteilen:

1) Der Cherubinhymnus mit dem Großen Einzug
2) Die Bittlitanei
3) Das Glaubensbekenntnis
4) Der Eucharistische Kanon
5) Die Wandlung
6) Das Vaterunser und die dazugehörigen Gebete
7) Die Kommunion des Klerus und der Gläubigen.

Die Liturgie der Gläubigen beginnt mit dem Ruf des Priesters: "Die ihr Gläubige seid, wollen wir wieder und wieder zu Gott beten!" Nach einigen Gebeten folgt der Cherubimhymnus. Der Chor singt langsam und mit großer Andacht: "Die wir die Cherubim geheimnisvoll darstellen und der lebenschaffenden Dreifaltigkeit den dreimalheiligen Hymnus singen, wollen wir nun jede irdische Sorge ablegen."

Hier unterbricht der Chor den Gesang und es folgt der Große Einzug. Der Priester nimmt die auf dem Rüsttisch stehenden Gaben und zieht von der linken Tür her aus dem Altarraum hinaus. Ihm voraus gehen Ministranten mit der Kerze und dem Rauchfass. In der Mitte der Solea angelangt, gedenkt der Priester - je nach Landesbrauch - des kirchlichen Oberhauptes und des Landesoberen und ruft schließlich: "Ihrer aller gedenke Gott der Herr in seinem Reich jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit."

Der Chor antwortet: "Amen" und setzt dann den begonnenen Hymnus fort: "um zu empfangen den König des Alls, den Engelscharen unsichtbar im Triumph einhergetragen. Alleluja, Alleluja, Alleluja!"

Während dessen trägt der Priester die Gaben durch die Königliche Pforte in den Altarraum hinein und stellt sie auf den Thron. Es folgen einige Gebete und die Bittlitanei.

Darauf ruft der Priester: "Friede allen!" Gemeinde: "und Deinem Geiste"

Priester: "Lasset uns einander lieben, auf dass wir in Eintracht bekennen"

Gemeinde: "Den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, wesensgleiche und unteilbare Dreieinigkeit." Diakon (oder Priester): "Die Türen! Die Türen! In Weisheit wollen wir aufmerken."

Im Altertum wurden in diesem Augenblick die Kirchentüren verschlossen. Heute verschließt man zwar nicht die Türen, aber es ist den Gläubigen bekannt, dass man von diesem Moment an bis zum Ende des Gottesdienstes die Kirche weder betreten noch verlassen darf. Das unterstreicht die Würde des Augenblicks, in dem sich alles auf die Ankunft des Herrn vorbereitet, und besonders der Zeit, in welcher der Herr bereits im Heiligen Altarsakrament zugegen ist.

Es folgt das Glaubensbekenntnis, das meist nicht nur vom Chor, sondern von der ganzen Gemeinde gesungen wird. Das alles war die Vorbereitung zu dem großen Augenblick, der jetzt kommt.

Der Eucharistische Kanon

Der Priester ruft aus dem Altarraum: "Stehen wir in Andacht! Stehen wir in Ehrfurcht! Lasset uns aufmerksam sein, bei dem Heiligen Opfer, um es in Frieden darzubringen."

Gemeinde oder Chor: " Gnade des Friedens, Opfer des Lobes!" (das bedeutet: "Gott gibt uns allen die Gnade des Friedens (mit Ihm) und wir opfern Ihm unser Lob").

Priester: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes des Vaters, und die Gemeinschaft des hl. Geistes sei mit euch allen!"

Gemeinde: "Und mit deinem Geiste".

Dann wendet er sich wieder der Gemeinde zu: "Empor die Herzen!"

Gemeinde: "Wir haben sie beim Herrn."

Priester: "Lasset uns dem Herren danken!"

Gemeinde: "Es ist würdig und recht...".

Darauf liest der Priester die Gebete, die die Wandlung vorbereiten sollen. Der Priester betet weiter leise. Er dankt dem Herrn für alles, was Er für uns getan hat, für die Schöpfung, für die Erlösung und für das, was Er für jeden einzelnen Menschen tat, für die erhörten Gebete und für das vorliegende heilige Opfer, das Gott von uns annimmt, obgleich im Himmel unzählige Engel, Erzengel, Cherubim und Seraphim vor Ihm stehen, die (laut): "Das Siegeslied singen, jauchzen, rufen und sprechen ...".

Die Gemeinde (antwortet mit den Worten des Siegesliedes): ,Heilig, heilig, heilig ist der Herr Gott Sabaoth! Himmel und Erde sind voll von Deiner Herrlichkeit. Hosanna in den Höhen! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in den Höhen."

Der Priester setzt sein Gebet leise fort und dankt dem Herrn für das Opfer Jesu Christi, der in der Nacht, in der Er verraten ward, oder vielmehr sich selbst zum Heile der Welt überlieferte, das Brot nahm, dankte, segnete, heiligte und brach es, gab es seinen Jüngern und Aposteln und sprach (laut). ,Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird zur Vergebung der Sünden." Gemeinde: "Amen".

Priester (leise): "Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahle und sprach" (laut): "Trinket alle daraus; das ist mein Blut des Neuen Bundes, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Gemeinde: "Amen".

Die Wandlung

Der Priester betet leise weiter, dann ruft er laut: "Wir bringen Dir das Deinige von dem Deinen für alle und für alles." Der Chor singt leise, langsam und andächtig: "Dir singen wir, Dich preisen wir, Dir danken wir, o Herr, und beten zu Dir, unserem Gott."

Während des Gesanges verbeugen sich Priester und Diakon dreimal vor dem Thron und sagen leise: " Gott, sei mir Sünder gnädig und erbarme Dich meiner."

In den slawischen Kirchen werden vor der Wandlung Psalmenverse und ein Gebet an den hl. Geist gesprochen. In der griechischen Kirche geschieht das nicht. Nach den Gebeten sagt der Priester leise: "und mache dieses Brot zum kostbaren Leib Deines Christus." Diakon (oder Priester): "Amen". Priester (leise): "...und was in diesem Kelch ist, zum kostbaren Blut Deines Christus." Diakon (oder Priester): "Amen". Dann spricht der Priester halblaut die Worte der Wandlung: "...sie durch Deinen Heiligen Geist verwandelnd."

Das ist der wichtigste und heiligste Augenblick der Liturgie. Jetzt sind Brot und Wein durch die Wirkung des Heiligen Geistes in Leib und Blut Christi verwandelt. Priester, Diakon und Gläubige fallen auf die Knie und verneigen sich bis zur Erde, um den Herrn Christus anzubeten. Jetzt steht der Priester unmittelbar vor dem Herrn und betet zu Ihm für alle, die an dieser heiligen Eucharistie teilnehmen, auf dass die heiligen Gaben ihnen "zur Läuterung der Seele, zur Vergebung der Sünden, zur Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist ...nicht aber zum Gericht und zur Verdammnis gereichen". Dann bekennt er, dass dieses unblutige Opfer auch ein Dankopfer für die Heiligen ist, die im Glauben und als Mitbegründer der Kirche oder als Förderer des Reiches Gottes auf Erden gelebt haben: Die Urahnen, die heiligen Väter, Patriarchen, Propheten, Apostel und Verkünder des Evangeliums (laut): "Vornehmlich für unsere allheilige, unbefleckte, hochbegnadete, glorreiche Herrin, die Gottesmutter und Immerjungfrau Maria!"

Die Gemeinde (bzw. der Chor) antwortet darauf: "Würdig ist es in Wahrheit Dich selig zu preisen, o Gottesgebärerin, allzeit Hochselige und Unbefleckte und Mutter unseres Gottes. Die Du ehrwürdiger bist als die Cherubim und unvergleichlich herrlicher als die Seraphim, die Du unversehrt Gott das Wort geboren hast, o wahrhafte Gottesmutter, Dich preisen wir hoch!

Der Priester erwähnt daraufhin andere Heilige und betet für alle verstorbenen Christen. Nach einigen Gebeten singt die Gemeinde das Vaterunser. Danach singt die Gemeinde: "Lobet den Herrn vom Himmel her, lobet Ihn in den Höhen. Alleluja", oder den anfallenden Kommunionsvers. Daraufhin wird der Vorhang in der Königlichen Pforte zugezogen und die Geistlichkeit empfängt die Heilige Eucharistie. Währenddessen werden die Kommunionsgebete vorgelesen oder es wird eine Hymne gesungen. Dann wird der Vorhang weggezogen, die Königliche Pforte geöffnet und der Priester erscheint in der Pforte mit dem Kelch. Die Gemeinde betet das Heilige Sakrament an.

Der Priester: "Mit Gottesfurcht, Glaube und Liebe tretet heran!" Die Teilnehmer stellen sich zuerst vor den Kelch und sprechen mit dem Priester die Worte des Kommunionsgebetes (manchmal wird dies auch einfach vorgebetet). Dann stellen sie sich hintereinander und treten einzeln mit auf der Brust gekreuzten Händen heran. Wichtige Vorschrift Sobald man sich angestellt und die Hände auf der Brust gekreuzt hat darf man sich nicht mehr bekreuzigen bis man nach der Kommunion zur Seite getreten ist, um den zum Nachtrinken gereichten Wein zu sich zu nehmen. Dadurch soll ein versehentliches Umstoßen des Heiligen Kelches verhütet werden.

Nach der Kommunion werden Dankgebete gesungen und gesprochen Der Priester tritt noch einmal mit dem heiligen Kelch aus der Königlichen Pforte und segnet mit dem Kelch die Gemeinde mit den Worten: "Jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit", worauf die Gemeinde antwortet: "Amen".

Dann trägt der Priester die hl. Gaben auf den Thron. Danach werden die auf dem Diskus verbliebenen Teilchen aus dem 2., 3., 4., und 5. Brot mit Hilfe des Schwamms in den Kelch hineingetan mit den W orten: "Wasche, o Herr, die Sünden derjenigen, derer hier gedacht wurde, in Deinem kostbaren Blut unter Fürbitte Deiner Heiligen."

Danach wird der Heilige Kelch auf den Opfertisch getragen und die restlichen Heiligen Gaben verzehrt. Es folgen Dankgebete. Die Gemeinde oder der Chor singt dreimal: "Es sei der Name des Herrn gepriesen von nun an bis in die Ewigkeit."

Jetzt wird die Predigt gehalten, wenn nicht schon nach der Evangelienlesung gepredigt wurde. Nach einigen weiteren Segnungen und Gebeten entlässt der Priester die Gemeinde. Diese tritt zur Kreuzverehrung und zum Empfang des Antidoron (= der Ersatzgabe) heran. Das Antidoron ist gesegnetes Brot für diejenigen, die nicht kommuniziert haben. Es ist eine Erinnerung an das Liebesmahl, das in der Urkirche nach der Liturgie stattfand. In manchen kleineren Gemeinden findet auch heute noch eine Art Liebesmahl - ein kleinerer Imbiss - statt.

Die Bedeutung der Göttlichen Liturgie

Wenn wir mit Aufmerksamkeit und Aufrichtigkeit während der Liturgie dem Gesprochenen und dem Gesungenen zugehört und vor allem mitgebetet haben, merken wir, dass wir aus der Kirche wie erneuert herausgegangen sind. Diese Erneuerung wird durch die Anwesenheit des Herrn Jesus Christus und die Gnade des Heiligen Geistes erwirkt, der wir durch die Fürbitte des Priesters teilhaftig wurden. Es ist deshalb für den Christen sehr wichtig, jeden Sonntag und, wenn möglich, an allen Feiertagen die Kirche zu besuchen.

Je öfter wir in die Kirche gehen, desto mehr empfangen wir von Gottes Kraft und Hilfe. Das ist eine Erfahrung, die jeder machen kann.

Ganz besonders aber erfahren wir die Kraft der Göttlichen Liturgie, wenn wir an der Heiligen Eucharistie, also an der Kommunion teilnehmen. Die Teilnahme an der Eucharistie ist keine Belohnung für den heiligmäßigen Menschen, sondern eine Kräftigung unserer Seele für den Kampf gegen die Sünde, eine Kräftigung und Gesundung auch unseres Körpers, ganz besonders für das durch ständiges Sündigen und durch die Unruhe des Lebens angegriffene Nervensystem. Ein häufiges Kommunizieren vertilgt nach und nach die gewohnheitsmäßigen Sünden völlig.

TEIL VIII. Die Feiertage.

1. DIE FEIERTAGE

Schon am Anfang bestimmte die Kirche gewisse Tage, an denen die Christen zusammenkamen, um gemeinsam Gott anzubeten und die Heilige Eucharistie zu feiern. Diese Zusammenkünfte fanden am "Tag des Herrn", also am Sonntag, statt, weil es der Tag der Auferstehung war und auch der Tag, an dem der Heilige Geist auf die Apostel, die Gottesmutter und die heiligen Frauen herabgekommen war (Pfingsten).

Vom "Tag des Herrn" können wir bereits in der Offenbarung des hl. Apostel Johannes lesen (Kapitel 1, 10). Später kamen Gedächtnistage an verschiedene Ereignisse hinzu, die mit unserer Erlösung zusammenhängen, wie die Geburt des Herrn, sein Einzug in Jerusalem, seine Verklärung auf dem Berge Thabor und andere, sowie die Geburt der Gottesmutter, die Verkündigung und Gedächtnistage zu Ehren der Märtyrer, Hauptfeiertage der Christen sind:

Die Geburt Christi (Weihnachten) und die Auferstehung Christi (Ostern).

In allen christlichen Ländern sind diese Feiertage gesetzlich geschützt. Ämter, Geschäfte und Schulen sind geschlossen.

An Feiertagen soll jeder orthodoxe Christ, wenn eine orthodoxe Kirche im Wohnort oder in der Nähe ist, den Gottesdienst besuchen.

Am Sonntag soll er sich jedenfalls an das vierte Gebot halten und keine bezahlte oder anstrengende Arbeit verrichten. Mutwillig die Kirche zu versäumen, um etwas anderes zu tun, ist eine Sünde gleichzeitig gegen das erste und das vierte Gebot.

2. Die Einteilung der Feiertage

Die Feiertage werden in Herrenfeste, Gottesmutterfeste und Heiligenfeste eingeteilt. Außerdem teilen sie sich in bewegliche und unbewegliche Feste ein. Unbewegliche Feste sind solche, die auf einen bestimmten Kalendertag fallen» wie zum Beispiel Weihnachten. Bewegliche Feste nennen wir alle die, die mit der Feier des Osterfestes verbunden sind und deshalb in verschiedenen Jahren auf verschiedene Tage fallen.

3. Unbewegliche Feste

a) Herrenfeste:

Christi Geburt (Weihnachten) am 25. Dezember;

Epiphanias (Erscheinung), auch Taufe des Herrn genannt, am 6.Januar. Epiphanias ist ein Christusfest und kein Heiligenfest ("Heilige drei Könige"). Wir gedenken der Taufe Christi und des Anfangs seines öffentlichen Lebens.

Die Verklärung am 6.August. Wir gedenken des Tages, an dem der Herr auf dem Berg Thabor seine Herrlichkeit als Gottessohn offenbarte (Matth. 16, 28-17,7; auch Markus 9, 1-8 und Lukas 9, 27-36).

Die Kreuzerhöhung am 14. September - zum Gedächtnis an den Tag» an dem das heilige Kreuz aufgefunden und dem Volk gezeigt wurde.

b) Gottesmutterfeste:

Die Begegnung, am 2.Februar. Es ist der Tag, an dem Christus am 40. Tag nach seiner Geburt in den Tempel gebracht wurde und ihm dort der Greis Symeon und die Prophetin Hanna begegneten. Er gilt als Gottesmutterfest, weil er am 40. Tag nach der Entbindung der Mutter Gottes gefeiert wird.

Maria Geburt am 8. September

Einführung Maria in den Tempel am 21. November

Maria Verkündigung am 25. März, als der Erzengel Gabriel die Geburt des Heilands aus ihr verkündete

Entschlafen der Gottesmutter am 15. August. Wir gedenken des Sterbens der Gottesmutter, das nichts als ein seliges Einschlafen war und ihres Eingangs in die himmlische Herrlichkeit.

4. Die beweglichen Feste.

Die beweglichen Feste sind alle Herrenfeste. Es sind:

Die Auferstehung des Herrn (Ostern). Wie Weihnachten das wichtigste unter den unbeweglichen Festen ist, so ist Ostern das wichtigste der beweglichen Feste. Es ist überhaupt das Hauptfest der Christenheit. Wir nennen dieses Fest das "Fest der Feste", weil an diesem Tag, wie die Kirche singt, "der Tod zertreten" wurde. Das bedeutet: Für den Christen ist das Sterben nicht das Ende von allem sondern lediglich ein Übergang und eine Umstellung. Das Fest der Auferstehung ist der Mittelpunkt, um den alle anderen beweglichen Feste kreisen.

Die Feste vor Ostern.

1. Sonntag des Zöllners und des Pharisaers, 10 Wochen vor Ostern. An diesem Tag beginnt der Osterkreis. Die Gebete und Hymnen in den Kirchen werden dem Fastentriodion entnommen. Dieser Sonntag leitet die drei Vorbereitungswochen vor der Großen Fastenzeit ein (Luk. 18, 9-14).

2. Sonntag des Verlorenen Sohnes (Luk. 15, 11-32).

3. Sonntag des Jüngsten Gerichts oder der Fleischentsagung, weil vom darauf folgenden Montag an kein Fleisch mehr gegessen werden darf. Wir gedenken des Jüngsten Gerichts (Matth. 25, 31-46).

4. Sonntag der Versöhnung oder der Milchentsagung, da ab dem Montag darauf die Große Fastenzeit beginnt. An diesem Tage sollen wir uns mit all unseren Feinden versöhnen und überhaupt in jeder Beziehung unsere Schulden begleichen (Matth. 6, 14-21).

5. Erster Fastensonntag. Sonntag der Orthodoxie, Wir gedenken des Sieges der Orthodoxie über die Bilderstürmer unter der byzantinischen Kaiserin Theodora im Jahre 843 n. Chr. (Joh. 1, 44-52).

6. Zweiter Fastensonntag. Wir gedenken des heiligen Bischofs von Thessaloniki, Gregorios Palamas, der durch Wort und Schrift die Irrlehren erfolgreich bekämpfte (Mark. 2, 1-12).

7. Dritter Fastensonntag. Sonntag der Kreuzanbetung. An diesem Sonntag und in der ihm folgenden Woche beten wir den Gekreuzigten an, wir gedenken seiner Leiden und werden dadurch zum Aushalten der Entbehrungen im der Fastenzeit gestärkt.

8. Vierter Fastensonntag. Wir gedenken des heiligen Johannes Klimakus. Er war ein Mönch am Berg Sinai und wurde durch sein Buch "Die Himmelsleiter" berühmt. In diesem Buch, das 33 Kapitel enthält (nach der Zahl der Jahre Christi auf Erden) beschreibt Johannes Klimakus die Tugenden, die der Mönch nacheinander erwerben soll, um sich dadurch zu vervollkommnen und so nach dem Tode in das Himmelreich eintreten zu dürfen (Mark. 9, 17-31).

9. Fünfter Fastensonntag. Wir gedenken der hl. Maria, der Ägypterin. Am Mittwoch in dieser Woche wird der Bußkanon vom hl. Andreas von Kreta gebetet, der 280 Troparien enthält. Am Freitag dieser Woche wird das ganze Akathistos der Gottesmutter gebetet (Lob der Gottesmutter). In den vier vorhergehenden Wochen wird jeweils am Freitagabends ein Sechstel dieses Lobgebets gesprochen. Evangelium am Sonntag: Mark. 10, 32-45.

10. Palmsonntag. Einzug des Herrn in Jerusalem. Dieser Tag gilt als Hochfest (Joh. 12, 1-18).

Am Lazarustag, dem Samstag vor Palmsonntag ist die vierzigtägige "Große Fastenzeit" beendet. Am Montag darauf beginnt die Leidenswoche.

Am Großen Montag gedenkt die Kirche des alttestamentlichen Joseph, der von seinen Brüdern verkauft wurde. Die Hymnen werden von diesem Tag ab nach traurigen, gefühlvollen Melodien gesungen. Am großen Dienstag wird im Gottesdienst das Gleichnis der zehn Jungfrauen betont. Die Evangelienlesungen sind besonders ausgedehnt. Am Großen Mittwoch gedenkt die Kirche der Sünderin, die im Hause Simons, des Aussätzigen, die Füße des Herrn salbte. Wir gedenken mit Abscheu des Verrats des Judas, dem Jünger Christi, der Ihn verriet. Am Großen Donnerstag (Gründonnerstag) gedenken wir der Einsetzung der Heiligen Eucharistie. Abends werden die zwölf Evangelienabschnitte von der Passion Jesu Christi gelesen.

Am Großen Freitag (Karfreitag) trauern wir über die Kreuzigung und den Tod des Herrn. Nachmittags bildet sich die Prozession mit dem Epitaphion, das die Bahre mit dem Leichnam des Herrn darstellt, Es werden Trauergebete gesprochen und Trauerlieder gesungen. Abends findet der Gottesdienst der "Bestattung Jesu" statt.

Am Großen Samstag (Karsamstag) gedenkt die Kirche des Einkehrens Christi in das Totenreich und an seine Predigt an die Seelen der Verstorbenen. Wir bereiten uns auf die Feier der Auferstehung vor.

Wir singen: "Steh auf, Herr, und richte die Erde!" Nach 12 Uhr mittags werden die Trauerschleier und die schwarzen Tücher von den kirchlichen Einrichtungsgegenständen geholt. Alles wird mit Weiß überzogen. Nach dem Gottesdienst wird die Kirche für das Auferstehungsamt festlich geschmückt. Etwas vor Mitternacht wird das Mitternachtsamt gefeiert. Danach wird das Epitaphion in den Altarraum hineingetragen. Der Klerus tritt aus der Kirche zu einer Prozession zusammen, der sich die Gläubigen mit brennenden Kerzen anschließen.

Es folgt der Sonntag der Auferstehung, der Ostersonntag. Der feierliche Ostergottesdienst dauert fast die ganze Nacht. Nach der Auferstehungsmette folgt die Göttliche Liturgie. Alles wird gesungen, auch die Gebetsstunden. Es gibt nur fröhliche Melodien. Nach der Liturgie folgt das Liebesmahl, das alle Anwesenden ohne Unterschied der Konfession, in Freude gemeinsam genießen. Das Osterfest dauert drei Tage.

6. Die beweglichen Feste nach Ostern.

1. Der Thomas-Sonntag. Wir feiern die Erscheinung des Auferstandenen vor dem Apostel Thomas (Joh. 20, 19-31).

2. Der Sonntag der Balsamträgerinnen: Wir gedenken der Treue der hl. Frauen, die sich am Auferstehungsmorgen mit Balsam zum Grab des Herrn begaben, um den Leichnam zu salben (Mark. 15, 43-47; 16, 1-8).

3. Der Sonntag des Gelähmten (Joh. 5, 1-15).

4. Die Osterzeithälfte am Mittwoch, 25 Tage nach Ostern.

5. Der Sonntag der Samariterin. Es ist der vierte Sonntag nach Ostern (Joh. 4, 5-42).

6. Der Sonntag des Blindgeborenen (Joh. 9, 1-38).

7. Die Himmelfahrt Christi am Donnerstag, 40 Tage nach Ostern.

8. Der Sonntag der Heiligen Väter. Wir gedenken der 318 Väter des 1. Ökumenischen Konzils.

9. Pfingsten, 50 Tage nach Ostern. Es ist der Geburtstag der Kirche. Wir feiern die Ausgießung des Heiligen Geistes und gleichzeitig die Heilige Dreifaltigkeit.

10. Pfingstmontag. Er ist besonders der Verherrlichung des Heiligen Geistes gewidmet.

11. Der Sonntag nach Pfingsten, das Fest Aller Heiligen.

Herausgeber: Archimandrit Peterfalvi

Druck: Offsetdruckerei Stiller, 7141 Adlingen

München 1975

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